1. Daß der Sohn im Vater ist und umgekehrt, vermag menschlicher Sinn nicht zu fassen.
S. 139 Dunkel birgt für sehr viele das Wort des Herrn, wenn er spricht: „Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir”,1 und nicht zu Unrecht; denn ihrem Wesen nach faßt die menschliche Erkenntniskraft nicht den Sinn dieses Wortes. Denn es scheint nicht vollziehbar zu sein, daß, was in einem anderen ist, eben dieses genau so auch außerhalb des anderen sei; und da notwendig die Dinge, von denen gehandelt wird, nicht gegeneinander vereinzelt sein können, sie (Vater und Sohn) dennoch aber (ihre Getrenntheit nach) Zahl und Bestehen, in dem sie sich befinden, wahren wollen, so würden sie sich nicht gegenseitig enthalten können, und zwar derart, daß, wer etwas anderes in sich enthalte und so bleibe und in seinem Fortbestehen immer äußerer (gegen das Eingeschlossene) sei, selber hinwiederum immer in genau gleicher Weise innerer sei für den, den er in sich hat.
Das vermag zwar menschliche Fassungskraft nicht zu erreichen, noch auch vermag menschlicher Vergleich irgendein Beispiel für die innergöttlichen Beziehungen darzubieten; doch was dem Menschen uneinsichtig ist, das vermag für Gott (sogar) wirklich zu sein. Das sei von mir nicht so gesagt, daß zur verstandesmäßigen Rechtfertigung des Wortes allein diese Beglaubigung hinreiche, daß es von Gott gesagt wurde. Es gilt also zu erkennen und einzusehen, was es um dieses Wort sei: S. 140 „Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir;” wenn anders wir es so zu erkennen vermögen, wie es ist, so daß dem, was man mit dem Wesen der Dinge nicht für vereinbar hält, die Beglaubigung durch die göttliche Wahrheit nachfolge.
Joh. 14, 11; 10, 38. ↩
