7.
Ein Gau im Senonengebiet1 wurde Jahr für Jahr schwer vom Hagel heimgesucht. Von der äußersten Not getrieben, wandten sich die Bewohner an Martinus um Hilfe. Sie schickten an Martinus einen zuverlässigen Boten in der Person des früheren Präfekten Auspicius, dessen Ländereien das Unwetter jedesmal besonders stark heimsuchte, ärger als die der andern. Martinus verrichtete an Ort und Stelle Gebete und befreite jene ganze Gegend so gründlich von der drohenden Geißel, daß alle die zwanzig Jahre, die er nachher noch am Leben war, niemand dort unter einem Hagelwetter zu leiden hatte. Damit man nicht meine, das sei Zufall und nicht dem Martinus zu verdanken, brach in seinem Todesjahre wiederum aufs neue ein Unwetter herein. So bekam auch die Welt das Ableben des Gottesmannes zu fühlen; wie sie mit Fug und Recht sich über sein Leben freuen durfte, so sollte sie auch seinen Tod betrauern müssen.
Falls ein Zuhörer, schwach im Glauben, auch noch einen Zeugenbeweis für diese Erzählung verlangen wollte, so kann ich nicht bloß einen, nein viele tausend vorführen; das ganze Senonengebiet kann ich zum Zeugnis aufrufen für die Wunderkraft, die es an sich erfahren durfte. Du Priester Refrigerius erinnerst dich wohl noch daran, wie wir kürzlich darüber mit Romulus, dem Sohne jenes Auspicius, sprachen, einem hochgestellten, S. 133frommen Manne. Als er uns dies erzählte, war es uns noch nicht bekannt. Da Romulus wegen des bisher immer eingetretenen Schadens um die künftige Ernte in Sorge war, empfand er, wie du selbst sehen konntest, großen Schmerz darüber, daß Martinus nicht bis in unsere Tage am Leben geblieben ist.
In der Gegend von Sens. ↩
