10.
Martinus war gewohnt, in den Ostertagen einen Fisch zu essen. Kurz vor der Essenszeit fragte er, ob einer zugerichtet wäre. Da erklärte ihm der Diakon Cato, dem die Verwaltung des Klosters oblag und der sich selbst aufs Fischen verstand, er habe den ganzen Tag über keinen glücklichen Fang getan, aber auch die anderen Fischer, die ihre Beute zu verkaufen pflegten, hätten nichts gefangen. Da sprach Martinus: „Geh, wirf dein Netz aus, der Fang wird gelingen.“ Unsere Zellen lagen, wie es unser Sulpicius beschrieben hat1 , neben dem Flusse. Wir gingen alle, da es Feiertag war, hinaus, ihm beim Fischen zuzusehen und erwarteten voll Spannung, daß der Versuch nicht mißlingen werde, wenn Martinus für sich selbst einen Fisch fangen lasse. Gleich beim ersten Auswerfen zog der Diakon im kleinen Netz einen riesigen Salm heraus. Freudestrahlend lief er zum Kloster zurück, gerade wie ein Dichter sagt, ich weiß nicht mehr welcher — ich zitiere einen Schulvers, spreche ich ja unter gebildeten Männern —.zum Staunen von Argos brachte er das erbeutete Wildschwein daher2 . Martinus war in der Tat ein Schuler Christi, er eiferte den Wundern nach, die der Heiland zum Vorbild für seine Heiligen wirkte. Er zeigte so, daß Christus in ihm wirksam war. Christus wollte ja seinen Heiligen auf alle Weise verherrlichen und vereinigte deshalb verschiedene Gnadengaben in einer Person. S. 136Der Expräfekt Arborius3 bezeugt, er habe gesehen, wie die Hand des Martinus, als er das Meßopfer darbrachte, gleichsam mit herrlichen Perlen geziert war und im Purpurlichte schimmerte; er habe die Perlen aneinanderstoßen hören, so oft sich seine Hand bewegte.
