12.
Die Bischöfe, mit denen Martinus keine Gemeinschaft haben wollte, eilten nun voll Angst zum Kaiser und beschwerten sich darüber, daß sie schon zum voraus verurteilt seien; es sei um ihrer aller Stellung geschehen, wenn das Ansehen des Martinus dem hartnäckigen Theognitus, der allein sie öffentlich durch seine Stellungnahme gebrandmarkt hatte, Waffen in die S. 139Hand drücke; man hätte diesen Menschen nicht in die Stadt einlassen sollen; er sei nicht bloß Verteidiger der Häretiker, vielmehr schon ihr Rächer! nichts sei durch den Tod des Priscillian erreicht, wenn Martinus die Rache für ihn übernähme. Zuletzt fielen sie mit weinerlichem Gejammer auf die Kniee und riefen die Macht des Kaisers an, er möge sie gegen diesen einen Menschen mit seiner Macht schützen1 . Wirklich hätte nicht viel gefehlt und der Kaiser hätte sich dazu bringen lassen, Martinus in das Schicksal der Häretiker mit hineinzuziehen. Indes, trotz seiner allzu willfährigen Nachgiebigkeit gegenüber den Bischöfen wußte er doch ganz wohl, daß Martinus an Glauben, Heiligkeit und Tugend alle Sterblichen übertraf. Er suchte darum auf einem anderen Wege den Heiligen umzustimmen. Zuerst ließ er ihn ganz im Geheimen kommen und redete ihm freundlich zu: die Häretiker seien mit Recht verurteilt worden, mehr durch das hergebrachte, öffentliche Gerichtsverfahren, als infolge der feindseligen Haltung der Bischöfe. Martinus habe keinen Grund, ein Zusammengehen mit Ithacius und dessen Anhängern zu verdammen; Theognitus habe mehr aus Haß, denn aus wohlberechtigtem Grunde das Zerwürfnis herbeigeführt; er sei auch der einzige, der inzwischen die Gemeinschaft aufgegeben habe; die übrigen hätten keine Änderung eintreten lassen. Ja wenige Tage vorher hatte sich die Synode dahin ausgesprochen, Ithacius sei ohne Schuld. Diese Gründe machten auf Martinus wenig Eindruck. Da entbrannte der Kaiser in heftigem Zorn; er ließ Martinus stehen und ging rasch davon. Darauf wurden die Häscher ausgesandt nach denen, für die Martinus Fürbitte eingelegt hatte.
Ich lese mit der Handschrift von Dublin „ut tueretur“ [ZeUerer a. a. 0. 36]. ↩
