18.
Schwellt dann wieder der Wind die Segel des Schiffes, wenn du von dort nach Jerusalem gelangen willst, so betraue ich dich mit einem für mich schmerzvollen Auftrage. Kommst du nämlich je an das Gestade des berühmten Ptolemais1 , dann forsche sorgfältig nach, wo unser Pomponius2 begraben liegt, und laß es dich nicht verdrießen, die in der Fremde beigesetzten Gebeine zu besuchen. Vergieße dort viele Tränen, wie es deine Freundschaft und auch mein Herz erheischt, streue dort auf den Boden Purpurblumen und wohlduftende Kräuter, ist dies auch eine eitle Gabe3 , In der Sprache des Mitgefühls magst du, jedoch nicht in hartem, herbem, vorwurfsvollem Ton, ihm sagen, hätte er S. 147einstmals immer auf dich oder auf mich hören wollen und den Martinus und nicht jenen, den ich nicht nennen will4 , zum Vorbild genommen, so würde er nicht so grausam von mir getrennt worden sein, und es würde ihn nicht eine unbekannte Sandbank decken; er teilt ja das Los eines schiffbrüchigen Seeräubers, er starb mitten auf dem Meer und fand gerade noch am Rande des Gestades ein Grab. Es mögen dies ihr Werk schauen alle, die mir Schaden zufügen wollten, um ihn zu rächen; sie mögen ihren Ruhm schauen und wenigstens jetzt, da ihr Rachedurst gestillt, ihr Wüten gegen mich einstellen."
Während ich dabei mit schluchzender Stimme seufzte, füllten sich bei meinem Wehklagen aller Augen mit Tränen; wir gingen auseinander, das Herz voll Bewunderung für Martinus, aber auch ebenso mit bitterem Schmerze ob unserer Zähren.
Akko am Fuß des Karmel. ↩
Freigelassener des Severus, s. Dial. I, 12 Anmerkung. ↩
"Licet inani munere" Zitat aus Vergil, Aen. VI, 885 8. Nach "graminibus" hat die Handschrift von Dublin noch folgenden Satz, der in den andern Handschriften fehlt: "simul ignosce decepto et misserere fugitivo; placitum [placidum] illi esse dominum et indulgens tantis obnoxio erroribus precare iudicium" [vgl. Le moyen âge 19 [1906] 208]. Wir haben in diesem Zusätze wohl eine spätere Glosse zu sehen Tgl. Zellerer a. a. 0. 47 f. ↩
Wahrscheinlich Vigilantius, der ihn zur Flucht verführte s. S. 83 Anm. ↩
