6.
[Forts. v. S. 345 ] C. Dieser nach Art der Dialektiker aufgebaute Schluß ist trügerisch. Mir aber kann niemand das Vermögen, frei zu wählen, abstreiten; denn wenn Gott als Helfer bei meinen Werken eingreift, dann gebührt nicht mir die Belohnung, sondern dem, der in mir tätig war.
A. Gebrauche nur deine Wahlfreiheit, um deine Zunge gegen Gott zu schärfen und dich dadurch als frei zu erweisen, daß du Gott lästern darfst! Übrigens besteht über deine wahre Meinung kein Zweifel. Das Blendwerk deines Bekenntnisses erstrahlt jetzt im hellsten Lichte. Wir wollen nun zum Ausgangspunkte unserer Erörterungen zurückkehren. Gib mir, wenn es dir paßt, Auskunft, ob deine Behauptung, der Mensch sei imstande, nicht zu sündigen, wenn er wolle, wofür du noch vor kurzem die Hilfe Gottes zugabst, für alle Zeit oder nur für eine bestimmte kurze Frist gilt!
C. Die Frage ist überflüssig. Denn was ich für eine bestimmte, wenn auch kurze Zeit zugebe, wird ebensowohl auf alle Zeit auszudehnen sein. Was man für eine kurze Zeit zugibt, wird man auch für immer zugestehen müssen.
A. Was du sagst, verstehe ich nicht recht.
C. Bist du so schwer von Begriff, daß du selbst klare Dinge nicht einsiehst?
