1.
Papier darf nicht trennen, was Liebe verbunden hat. Ich will deshalb nicht einzeln an Euch schreiben, da Eure gegenseitige Liebe so innig ist, daß die Zuneigung, die Euch alle drei miteinander verbindet, nicht minder stark ist als das natürliche Band, welches zwei von Euch vereint. Wenn es ginge, möchte ich am liebsten aus Euren drei Namen nur einen einzigen machen. Euer Brief regt mich direkt dazu an, in einer Person drei Freunde und drei Personen in einem Freunde zu vermuten. 1 Als mich Euer Brief durch Vermittlung des ehrwürdigen Evagrius in dem Teile der Wüste antraf, der zwischen Syrern und Sarazenen die weite Grenze bildet, war ich freudig ergriffen. Es war mir zumute, als ob meine Freude viel größer wäre als die der Römer, da Marcellus nach der unglücklichen Schlacht von Cannä bei Nola zum ersten Male den stolzen Heeren Hannibals eine Niederlage beibrachte. 2 Wenn mich auch der genannte Bruder oft besucht und mich wie sein eigenes Selbst in Christo hegt, 3 so trennt ihn doch eine weite Entfernung von mir. 4 Verläßt er mich wieder, dann ist die Sehnsucht nach ihm mindestens so groß wie die Freude, die mir sein Kommen bereitete.
Anwendung der Lehre von der hypostatischen Union auf das Verhältnis der drei Freunde (vgl. ep. 15 ad Damasum 3 f.). ↩
M. Claudius Marcellus sicherte 216/214 Nola gegen die Angriffe Hannibals. Vgl. Livius XXIII 14—XXIV 20; Cicero, Brutus 3, 12. ↩
Philem. 20. ↩
Die Entfernung zwischen Antiochia und der kleinen Stadt Chalkis betrug 53 römische Meilen oder 78 Kilometer. (Vgl. Cav. I 1, 39.) ↩
