3.
Wie Ihr schreibt, hat sich Bonosus als ein Sohn des Fisches 1 in eine wasserreiche Gegend zurückgezogen. S. 20 Ich, der ich noch vom Schmutze der früheren Ansteckung strotze, suche wie die Schlangen und Skorpione trockene Winkel auf, 2 Er tritt bereits den Natternkopf mit Füßen. Ich bin bislang noch immer eine Speise jener Schlange, die nach Gottes Urteil Staub fressen muß. 3 Er kann sich zum höchsten der Stufenpsalmen erheben. 4 Ich stehe als weinender Büßer am Anfange des Aufstieges und weiß nicht, ob es mir je gelingt, zu sagen; „Ich erhebe meine Augen zu den Bergen, von denen mir Hilfe zuteil wird.“ 5 Er hat sich aus den drohenden Fluten der Welt auf die sichere Insel gerettet, d.h. in den Schoß der Kirche, wo er vielleicht nach dem Beispiele des Johannes jenes geheimnisvolle Buch verzehrt. 6 Ich liege im Grabe meiner Frevel und warte, behindert durch Sündenbande, wie Lazarus im Evangelium auf das Wort des Herrn: „Hieronymus, komme heraus!“ 7 Bonosus hat — nach den Worten des Propheten liegt ja alle Macht des Teufels in seinen Lenden 8 — sein Lendentuch über den Euphrat hinübergetragen und in einer Felsspalte verborgen. Dort fand er es zerrissen wieder 9 und sang: „Gott, du bist der Herr meiner Nieren; 10 du hast meine Bande gesprengt. Dir will ich ein Lobopfer darbringen.“ 11 Mich hat der wahre Nabuchodonosor in S. 21 Ketten nach Babylon, d.h. in die Verwirrung des Geistes geschleppt. 12 Dort hat er mir das Joch der Knechtschaft aufgelegt. Dort hat er mir den eisernen Ring angelegt13 und wollte mich zwingen, Sions heilige Lieder zu singen. 14 Ihm aber antwortete ich: „Der Herr befreit die Gefangenen; der Herr macht sehend die Blinden.“ 15 Ich will den angefangenen Vergleich mit seinen scharfen Dissonanzen zu Ende führen mit dem Ergebnis, daß ich erst tun Vergebung flehe, während ihm schon die Krone winkt.
Zu Bonosus s. ep. 3, 4 f. ad Ruf. (S. 6 ff.). Hieronymus schreibt ἰχθύος unter Anspielung auf das bekannte Christussymbol des Urchristentums. ↩
Vgl. Tertullian, De baptismo 1 (BKV VII 275). ↩
Gen. 3, 14. ↩
Die Psalmen 119—133 führen die bisher ungeklärte Benennung Stufenpsalmen (Canticum graduum). Nach Auffassung vieler jüdischer Erklärer wurden diese 15 Psalmen am Laubhüttenfeste gesungen bei der Freudenfeier des Wasserholens auf den 15 Stufen, welche vom Vorhof der Frauen in den Vorhof der Israeliten führten. (Vgl. Thalhofer, Erklärung der Psalmen6. Regensburg 1895, 780.) Diese Auffassung scheint auch unser Text vorauszusetzen. ↩
Ps. 120, 1. Hieronymus weiß also nicht, ob er bis zum Ps. 120 d.h. bis zur zweiten Stufe gelangen wird. ↩
Offenb. 10, 9 f. ↩
Joh. 11, 43. ↩
Job 40, 11. ↩
Jer. 13, 4 ff ↩
Ps. 138, 13. ↩
Ebd. 115, 16 f. ↩
Gen. 11, 9; Jer. 39, 7. ↩
4 Kön. 19, 28; Job 40, 21; Is. 37, 29. ↩
Ps. 136, 3. ↩
Ebd. 145, 7 f. ↩
