2.
Ich weiß, Du wirst die Stirne runzeln, wenn Du dies liest. Du wirst befürchten, daß meine freimütigen Worte die Quelle neuen Haders sein dürften. Am liebsten möchtest Du mir ja mit der Hand den Mund zuhalten, wenn es möglich wäre, damit ich nicht zu sagen wage, was andere sich nicht zu tun scheuen. Ich bitte Dich, inwiefern bin ich in meinen Worten zu weit gegangen? Habe ich etwa die auf den Schalen eingravierten Götzenbilder angegriffen? Habe ich mich darüber aufgeregt, daß man bei christlichen Gastmählern jungfräulichen Augen die Umarmungen der Bacchantinnen und Satyren zu schauen gibt? 1 Hat ein allzu herber Ausdruck von mir eine Frau verletzt? Habe ich vielleicht meinem Schmerz darüber Ausdruck verliehen, daß Bettler zu reichen Leuten geworden sind? Habe ich von Leichenfeiern gesprochen, die zur Erbschleicherei mißbraucht wurden? Nein, nur eines habe ich Unglückswurm berührt. Ich habe gesagt, die Jungfrauen möchten mehr die Gesellschaft der Frauen als die der Männer aufsuchen. Damit habe ich in den Augen der ganzen Stadt angestoßen, und alle Welt zeigt mit Fingern nach mir. Zahlreicher als die Haare meines Hauptes sind die, welche mich ohne Grund hassen; zum Gespötte bin ich ihnen geworden. 2 Und nach all dem fürchtest Du, daß ich noch etwas äußern werde?
