Einleitung
Dieses Schreiben versetzt uns in dasselbe Milieu, welches uns aus den beiden ersten Briefen des Hieronymus an Damasus bekannt ist. 1 Die meletianischen Mönche bezichtigen ihn des Sabellianismus und lassen sich durch keinerlei Erklärungen beruhigen. Die Quälereien gehen so weit, daß eine Reihe von Mönchen, die mit unserem Einsiedler gleicher Meinung sind, die Wüste Chalkis verlassen. Auch Hieronymus sieht zuletzt keinen anderen Ausweg wie den, von der Wüste, deren Lob er einst in seinem Brief an Heliodor 2 in begeisterten Worten besungen hatte, Abschied zu nehmen.
Gerichtet ist der Brief an einen sonst unbekannten Priester Markus. Die auf Vallarsi 3 zurückgehende, fast bei allen älteren Bearbeitern des hl. Hieronymus bis auf Grützmacher einschließlich sich vorfindende Vermutung, 4 daß es sich um einen Priester oder gar einen Bischof aus dem Flecken Teledan in der Chalkis handle, 5 ist erledigt, wenn Hilberg in seiner Ausgabe mit dem Text der Anschrift das Richtige getroffen hat. 6 S. b91 Markus den Hieronymus scharf von denen unterscheidet, die ihm Unrecht tun, hatte sich in einer Unterhaltung des Hieronymus Standpunkt darlegen lassen und um eine schriftliche Festlegung gebeten. Wahrscheinlich verfolgte er damit die Absicht zwischen den beiden streitenden Parteien zu vermitteln, was allerdings misslang.
Um das Jahr 380 — eine genauere Angabe ist nicht möglich — finden wir Hieronymus in Antiochia, wohin er sich von der Wüste aus begab. Da der Brief seine Abreise aus der Wüste für den kommenden Frühling ankündigt, so dürfte er ihn im Winter 379 geschrieben haben.
Ep. 15 und 16 ad Damasum (S. 80 ff.; 87 ff.). ↩
Ep. 14, 10 ad Heliodorum (BKV II. Reihe XVI 289 f.). ↩
Vgl. M PL XXII 360. ↩
Gr. I 174. ↩
Vgl. Theodoret, Vita Patrum 4 (BKV L 61). ↩
Hilberg entscheidet sich für „Ad Marcum presbyterum Chalcide“. Statt „Chalcide“ (Calcidae) lesen einige Codices „Celedensem“ oder „Teledensem“. Hieronymus kann seinen Brief von der Chalkis aus nur dann nach Chalkis adressieren, wenn der Empfänger in keiner Gemeinde oder in einer Stadt des gleichen Namens wohnt. ↩
