2.
Ihr fragt bei mir an, ob ich mich in einer Gegenschrift gegen die Bücher des Pseudodiakons Anianus S. b471 aus Celeda 1 gewandt habe. Dieser schmückt sich reichlich mit fremden Federn, um die Gotteslästerungen anderer mit seinen frivolen Worten zu verbreiten. Zuerst die Mitteilung, daß ich diese Bücher in einzelnen Blättern erst vor kurzem von unserem ehrwürdigen Bruder, dem Priester Eusebius, 2 in Empfang genommen habe. Inzwischen hatte ich viel mit Krankheiten zu tun. Außerdem hat mir der Tod Eurer heiligen und ehrwürdigen Tochter Eustochium so zugesetzt, daß ich bis jetzt glaubte, sie ruhig unbeachtet lassen zu können. Denn er wühlt im alten Schmutze. 3 Außer einigen tönenden und erbettelten Phrasen enthalten sie nichts von Bedeutung. Immerhin habe ich viel erreicht. Denn bei dem Versuch, auf meinen Brief 4 zu antworten, ist er mehr aus sich herausgetreten, so daß jetzt seine 5 Gotteslästerungen allen kenntlich daliegen. In dieser Schrift steht er zu allem, was er auf jener elenden Synode zu Diospolis 6 abstritt. Es wäre eine Kleinigkeit, auf diese Torheiten und Albernheiten zu antworten. Wenn mir der Herr das Leben schenkt und es mir nicht an Schreibern fehlt, dann will ich in wenigen Nächten eine Erwiderung ausarbeiten. Ich will es tun weniger, um eine bereits abgestorbene Irrlehre zu widerlegen, als um seinen Unverstand und seine Gotteslästerungen mit meinen Worten zu geißeln. Diese Arbeit würde wohl besser von Euerer Gnaden geleistet, damit es nicht den Anschein hat, als wollte ich im Kampfe gegen einen Irrlehrer meine Schriften loben. Eure gemeinschaftlichen heiligen S. b472 Kinder Albina, Pinianus und Melania grüßen Euch vielmals. 7 Diesen Brief habe ich im heiligen Bethlehem dem heiligen Priester Innocentius eingehändigt, damit er ihn Euch überbringe. Eure Enkelin Paula fleht in ihrem Leide inständig, daß Ihr ihrer gedenken möget, und empfiehlt sich bestens. 8 Möge die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesu Christi Euch gesund erhalten und mir bei Euch ein Gedenken sichern, wahrhaft heilige Herren und in aller Liebe ehrwürdige Väter!
Die wiederholten Versuche, Anianus von Celeda als Deckname für Pelagius hinzustellen, scheitern allein daran, daß er auch als Übersetzer von Chrysostomushomilien, die er im Interesse des Pelagianismus übertrug, bekannt geworden ist. (Vgl. B. III 333. 358; IV 518.). ↩
Eusebius von Cremona, der Mitkämpfer im origenistischen Streit. ↩
Terentius, Phormio 780. ↩
Ep. 133 ad Ctesiphontem. ↩
Gemeint ist Pelagius. Diese Stelle dürfte die Unterlage für den Anm. 1 angedeuteten Versuch bilden. ↩
So genannt, weil sie Pelagius freisprach. Vgl. S. 464. ↩
Es war für Hieronymus eine freudige Genugtuung, daß Albina, die Tochter Melanias, der treuen Parteigängerin Rufins, samt ihrem Gemahl Pinianus und ihrer Tochter, der jüngeren Melania, bei ihm und ihrer Verwandten Eustochium Zuflucht gesucht hatten. ↩
Auf ihr lastete, obwohl knapp zwanzigjährig, nach dem Tode ihrer Tante Eustochium die Sorge für das Frauenkloster. ↩
