Einleitung
Im Jahre 404 findet der Briefwechsel der beiden Gelehrten seine Fortsetzung mit einem Schreiben Augustins (ep. 110), welches die Antwort ist auf den von Asterius überbrachten Brief (ep. 102). Hier offenbart sich die ganze Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit des großen Mannes dem gereizten Gegner gegenüber, ohne sich dabei etwas zu vergeben. Alle wissenschaftliche Erörterung bleibt beiseite. Erst muß der Dorn aus der eiternden Wunde entfernt sein, ehe die sachlichen Probleme wieder aufgenommen werden. Wohl gibt Augustinus seinem Schmerze darüber Ausdruck, daß zwei ehemalige Freunde, Hieronymus und Rufin, so weit auseinanderkommen konnten.
Wie zartfühlend und vorsichtig Augustinus ist, erhellt auch daraus, daß er seinen Brief nicht direkt an Hieronymus sendet, sondern an Präsidius, der ihm einst einen Brief aus Bethlehem überbracht hatte. Dieser soll die Aushändigung nur vornehmen, wenn er nichts darin vorfinde, was den Empfänger verletzen könne (ep. 111).
Endlich, gegen Ende des Jahres 404 oder zu Anfang des folgenden, läßt sich Hieronymus nach fast zehnjähriger Spannung dazu herbei, auf die von Augustinus angeregten Fragen einzugehen. Er klärt die Bedenken über den Schriftstellerkatalog, behandelt sehr eingehend S. b433 den Apostelstreit und verteidigt seine neue Bibelübersetzung. Eine erneute Mahnung zum Frieden schließt das umfangreiche Schreiben, das er in den letzten drei Tagen vor der Rückreise Cyprians auf dessen Bitten diktiert hat.
