Vom Zeitlichen
Immer lebe man vom Almosen, ohne irgendein bestimmtes Einkommen zu besitzen! Solange man es ertragen kann, sollen keine Almosensammlungen vorgenommen werden; nur in großer Not dürfen die Schwestern Almosen sammeln, sonst sollen sie sich mit Händearbeit fortbringen nach dem Vorbild des heiligen Paulus; der Herr wird sie mit dem Notwendigen versehen. Wenn sie nicht mehr verlangen als das Notwendige und Überfluß gern entbehren, so wird es ihnen nicht an dem fehlen, womit sie das Leben erhalten können. Sofern sie sich mit allen Kräften bemühen, den Herrn zufriedenzustellen, wird Seine Majestät Sorge tragen, daß es ihnen am nötigen Unterhalt nicht mangle.
Die Schwestern sollen ihren Unterhalt nicht mit feiner Arbeit zu verdienen suchen, sondern mit Spinnen oder mit solchen Arbeiten, die nicht so künstlich sind, daß sie den Geist einnehmen und ihn hindern, sich beständig mit dem Herrn zu beschäftigen. Sie sollen auch keine Arbeiten von Gold und Silber verfertigen. Über den Preis einer Arbeit aber mögen sie nicht streiten, sondern die dargebotene Bezahlung gutwillig annehmen. Erscheint ihnen diese zu gering, so mögen sie solche Arbeiten nicht mehr verfertigen.
In keiner Weise dürfen die Schwestern etwas für sich allein besitzen, weder in der Nahrung noch in der Kleidung; es werde ihnen dies durchaus nicht gestattet! Sie sollen weder einen Kasten noch ein Kästchen noch eine Schublade noch einen Wandschrank haben mit Ausnahme jener, die ein Amt in der Kommunität innehaben; überhaupt sollen sie nichts für sich allein, sondern alles gemeinsam besitzen. Es ist dies ein sehr wichtiger Punkt; denn durch Kleinigkeiten kann der Teufel allmählich eine Erschlaffung in der Vollkommenheit der Armut herbeiführen. Wenn darum irgendeine Schwester eine Anhänglichkeit an etwas hätte, sei es ein Buch oder eine Zelle oder was immer für eine Sache, so sei die Priorin sehr darauf bedacht, ihr diese Gegenstände wegzunehmen!
