Von den kranken Schwestern
Die Kranken sollen mit aller Liebe und Sorgfalt und mit allem Mitleid, unserer Armut entsprechend, gepflegt werden. Sie sollen Gott, unseren Herrn, loben, wenn er sie gut versorgt. Würde ihnen aber irgendeine Erleichterung abgehen, die den Reichen in ihren Krankheiten zu Gebote steht, so mögen sie sich darüber nicht betrüben. Zur Ertragung solcher Entbehrung müssen sie schon bei ihrem Eintritt in das Kloster entschlossen sein; denn das heißt ja eben arm sein, wenn man auch im Falle des dringendsten Bedürfnisses Mangel leidet. Die Mutter Priorin sehe mit großer Sorgfalt darauf, daß es eher den Gesunden am Notwendigen als den Kranken an Erleichterungen fehle! Diese sollen auch von den Schwestern besucht und getröstet werden. Es werde eine Schwester als Krankenwärterin aufgestellt, die zu diesem Amte Geschicklichkeit und Liebe besitzt! Die Kranken aber sollen jene Vollkommenheit an den Tag zu legen trachten, die sie sich zur Zeit der Gesundheit erworben haben; sie sollen Geduld bewahren und, wenn das Übel nicht groß ist, möglichst wenig Ungelegenheit verursachen und gegen die Krankenwärterin folgsam sein. Auf diese Weise werden sie aus ihrer Krankheit Nutzen ziehen und mit Gewinn daraus hervorgehen und die Schwestern erbauen. Man gebe ihnen Leinwand und gute Betten mit Matratzen und Pflege sie mit großer Reinlichkeit und Liebe!
