8.
S. 114 Heidnische, karmanische1 Hirten, die ihre Schafe weideten, sahen dort drei Nächte Heere von Engeln, die an dem Mordplatz der Heiligen auf und ab schwebten und Gott lobten. Sie erschraken und fürchteten sehr und verkündeten es in der ganzen Gegend, und ließen sich wegen dieses Gesichtes im Glauben unterrichten.
9.'Abdîschô', der trotz des Schwerthiebes am Leben blieb, begann, die Seelen der durch die Sünde Getöteten zum Leben zu führen. Er hatte nämlich beschlossen, wegen der Gebeine der dort gefallenen Gerechten alle seine Tage dort zu bleiben. Dreißig Tage lang hörte er nicht auf, die Frömmigkeit durch gute Werke zu lehren. Als aber ein böser Mann, der Herr des Dorfes, sah, daß er die Leute vom Irrtum zur Erkenntnis der Wahrheit bekehrte, zog Satan neidisch in ihn ein und lehrte ihn böse, neidische Eifersucht. Er ergriff den 'Abdischö', schlug ihn, hielt ihn vier Tage lang in Fesseln und sprach: „Wenn du von hier fortgehst und diese Lehre in diesem Dorfe nicht mehr lehrst, lasse ich dich frei; geh, wohin du willst.„ Der selige 'Abdîschô' sprach: „Ich habe beschlossen, hier zu bleiben und nicht aufzuhören, diese Lehre den Ohren aller, die hören, gehorchen und sich zum Leben wenden, zu predigen.“ Da entbrannte der Bösewicht, führte ihn aus dem Dorfe an den Ort, an dem seine Gefährten getötet worden waren und gab einem Karmanier fünfzig Silberlinge. Dieser traf ihn dort mit dem Schwerte, daß er starb. Wiederum zog jener Arme mit seinen Söhnen aus; sie nahmen den Leib des Krafthelden, verbargen ihn und errichteten darüber einen großen Steinhaufen, der bis heute Grab des 'Abdîschô' heißt. Aber der Zorn des Himmels traf den gottlosen Mörder und sein Haus.
S. 115 Seine vier Söhne verfielen dem Teufel, der sie rasch tötete. Er selbst wurde wassersüchtig; saß dreißig Tage in unsäglicher Qual auf dem Mist, und als er dort starb, fraßen ihn die Hunde. Sein Vermögen ging plötzlich verloren; seine Knechte flohen und zerstreuten sich; sein Weib bettelte Brot und starb in Geisteszerrüttung. Da der Fluß jenes Dorfes von Menschen gegraben war, ließ Gott darin Mäuse wachsen, die ihn durch ihr Wühlen mit Erde füllten. Und als sich die Bewohner des Dorfes zusammentaten und die Erde wieder aushoben, gruben die Mäuse wieder und füllten ihn aus. So geschah es wiederholt, und da das Dorf Durst litt und die Gewächse verdorrten, blieb es zweiundzwanzig Jahre wüste und war zum Fluche in der ganzen Gegend.
Karmânâjê, wohl verschrieben aus Kartavâjê, Cartnaei, ein Kurdenstamm östlich vom kleinen Zab. Aus einem Briefe Ischo-ljahb III., † 658 an Bischof Simon von Rôwardaschîr ergibt sich, daß in Karmanien zahlreiche Christengemeinden bestanden, die nach der arabischen Eroberung vom Christentum abfielen. (Duval, I. patr. III, über epistularum, Versio, p. 180). ↩
