Kap. 29. Pachomius bringt einen Bruder auf den rechten Weg.
Einen Bruder, der nicht den rechten Weg ging, sondern seinem eigenen Willen folgte, nahm er beiseite und ermahnte ihn, indem er sprach: „Bruder, der Herr sagt: 'Ich bin vom Himmel herniedergestiegen, um den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat',1 Auch du mußt auf uns hören. Denn ich sehe, wie der Feind dich beneidet und wie deine Anstrengungen durch vieles zunichte gemacht werden. Füge dich also der Regel! Wenn sie zum Essen ruft, dann bleibe nicht ohne Nahrung, sondern komm mit den anderen Brüdern und iß mit Maß das Brot und nimm von dem Gekochten, das dir vorgesetzt ist. Sättige dich nicht ganz, besonders wenn du in guter körperlicher Verfassung bist; wenn du aber im Gegenteil schwach bist, dann setze dem Körper nicht so sehr zu, sondern regiere dich selbst imS. 857Einklang mit den Kräften des Leibes, bis du den Dämon der Prahlerei besiegt hast; denn der bedrängt dich sehr.“
Als der Bruder das vernahm, ließ er sich für den Augenblick von dem Ratschlag bestimmen, aber wieder folgte er dem Irrtum, indem er sagte: „Was ist das? Wo steht geschrieben: Du sollst nicht fasten, du sollst dich nicht üben?“ Da er so seinen eigenen Antrieben folgte, wurde der Feind Herr über ihn. Und der Große rief den Theodorus und sprach zu ihm: „Du weißt, daß die Angelegenheit mit diesem Bruder mich sehr schmerzt. Gehe nun hin, besuche ihn und sieh nach, was er tut.“ Theodorus ging hin und fand ihn, wie wenn er bete, während er dabei wahnsinnige und ganz unverständliche Reden ausstieß. Und Theodorus kam wieder und meldete dem Großen das wirre Gerede des Bruders. Wie er aber die Wirksamkeit des Teufels bedachte und seinen vielgestaltigen Kampf gegen uns, da erstaunte er und fürchtete sich sehr, indem er überlegte, mit welcher Nüchternheit deshalb der Mönch kämpfen müsse gegen die wetteifernden Angriffe des Widersachers.
Der Heilige kam nun und sprach ein Gebet über den Bruder, und der Allerbarmer, unser Herr Jesus Christus, heilte ihn. Er wurde wieder vernünftig und hütete sich in Zukunft durch eifriges Streben nach Vervollkommnung. Pachomius nun sprach zu den versammelten Brüdern: „Großer Nüchternheit bedarf es, ihr Brüder, um das Heil zu erlangen. Denn ich höre oft, wie die schlechten Dämonen sich rühmen über ihre Mittel, durch die sie die Asketen verführen; andere aber wieder klagen laut: Der und jener betet ohne Unterlaß, so daß wir die Glut nicht mehr ertragen konnten und entflohen. Deshalb behütet euch immer und schirmt euch mit dem Namen Christi. Denn wenn wir seinem Willen folgen, werden die Feinde gegen uns keine Gewalt haben. Denn Asche und Rauch sind sie, und sie haben keine Wirklichkeit vor dem Angesicht derer, die den Herrn fürchten.“
Joh 6,38. ↩
