Kap. 30. Einer der Brüder kehrt in die Welt zurück.
S. 858Nachdem er dies gesagt hatte, wurde er wie von Gott begeistert, und er stand da eine volle Stunde. Da rief er den Verwalter des Klosters und sagte leise zu ihm: „Gehe in diese Zelle da und sieh zu, wer der ist, der dort seine eigene Seele verachtet, und sei Zeuge seines Verderbens“ - denn er wußte wohl, was dort geschehen war -. „Er kam nämlich nicht hierher, um hier das Wort Gottes zu hören, damit er gestärkt würde gegen den, der ihn bedrängt und mit fortreißt zur Welt. Weshalb betet er nicht dort, sondern schläft? Ich weiß nicht, ob dieser ein Mönch wird.“ Und in der Tat, der Mann trennte sich nach kurzer Zeit von den Brüdern und kehrte in die Welt zurück, da er das leichte Joch des Herrn nicht fragen konnte. Und der Vater fügte dazu wieder eine Bemerkung und sagte: „Saget mir, meine Brüder! Wenn ein Haus hundert Zimmer hat und allein dem Hausherrn zur Verfügung steht, ein anderer aber mietet von ihm ein einziges Zimmer, und zwar das innere, wird da der Hausherr nicht gehindert, in sein eigenes Heim zu gelangen? Ebenso ist es auch mit dem Gläubigen: Wenn er auch alle Gaben des Heiligen Geistes hat, aber durch seine eigene Nachlässigkeit oder durch die Nachstellung des Feindes um eine derselben gebracht wird, indem er durch eine List seine Tugend opfert, wird er nicht in diesem Punkte schwach sein, da er freiwillig gewichen ist? Denn wenn er sich nicht selbst beherrscht, sich mit seiner Seele zum Angriff rüstet und sich selbst schützt, dann verliert er durch eine solch kleine Anfechtung des Feindes seine ganze Tugend dazu. So empfangen die, welche im Kriege sich gegen die Feinde decken, oft durch eine ganz kleine Lücke, welche sie vernachlässigt haben, den Todesstoß und kommen in Gefahr für ihr Leben. Jeder von uns also muß sich sichern und mit allen Tugenden schmücken. Denn nicht klein ist die Strafe für den, der eine unscheinbare gute Handlung verachtet.“
