6.
[Forts. v. S. 232 ] Wie in der Welt ein Freier und Adeliger, der großen Reichtum besitzt, aber trotzdem noch Einkünfte bezieht und Früchte einscheuert, wahnsinnig übermütig ist und sich selbst vertraut, unerträglich ist und alle mit Füßen tritt und mißhandelt, so gibt es manche, die aus Mangel an Unterscheidung anfangen, aufgeblasen und übermütig zu werden und zu richten, sobald sie nur eine geringe Gebetswonne erlangt haben. Dann sind sie schon schrecklich tief gefallen. Denn dieselbe Schlange, die einst den Adam durch ihren Hochmut zu Fall gebracht, indem sie sprach: „Ihr werdet wie Götter sein“1, diese sät auch jetzt noch Hochmut in die Herzen, indem sie spricht: Du bist vollkommen, du hast genug, du bist reich, du brauchst nichts mehr, du bist selig. Es gibt aber auch andere in der Welt, die Reichtum besitzen, den sie von vielen Früchten einheimsen, die aber dennoch zu unterscheiden wissen, sich nicht brüsten und überheben, sondern sich gleich bleiben. Sie wissen nämlich, daß auf den reichen Ertrag Unfruchtbarkeit folgt. Geraten sie dann in Schaden und Mangel, so betrüben sie sich nicht, sondern bleiben sich gleich. Denn sie wissen, daß wieder Fruchtbarkeit folgt. Mögen sie darum noch so sehr geübt werden, es befremdet sie nicht. Bei Einkünften und Erträgnissen sind sie nicht aufgeblasen, bei Eintritt von Schaden zeigen sie kein Befremden.
Gen. 3, 5. ↩
