Übersetzung
ausblenden
Dialog Octavius (BKV)
XXIII.
1. Diese Fabeln und Irrtümer lernen wir von unverständigen Eltern und, was noch schwerer wiegt, wir verarbeiten sie sogar in unseren Studien und Schulen, besonders in den Werken der Dichter, welche durch ihren Einfluß der Wahrheit den größtmöglichen Eintrag getan haben. 2. Platon hat deshalb ganz mit Recht den berühmten, gefeierten und gekrönten Homer aus seinem im Dialog aufgebauten Staatswesen verbannt. 3. Er hat nämlich vor allem im Trojanischen Krieg eure Götter in das menschliche Tun und Treiben hereinversetzt; freilich treibt er damit nur seinen Scherz. Er hat sie paarweise zusammengestellt, läßt die Venus verwunden, den Mars fesseln, verletzen und in die Flucht schlagen. Nach ihm wurde Jupiter durch Briareus der Gefahr, von den andern Göttern gebunden zu werden, entrissen; nach ihm weinte er über seinen Sohn Sarpedon, weil er ihn dem Tode nicht entreißen konnte, blutige Tränenströme, und von dem Gürtel der Venus bezaubert umarmt er mit größerer Leidenschaft, als sonst seine Buhlerinnen, seine Gemahlin Juno. 5. Anderswo hat Herkules den Mist fortgeschafft und weidet Apollo dem Admetus sein Vieh. Dem Laomedon hat Neptun Mauern erbaut, aber der arme Maurer erhielt keinen Lohn für seine Arbeit. 6. Dort wird Jupiters Blitz zugleich mit den Waffen des Äneas auf dem Amboß geschmiedet, während doch Himmel und Donnerkeile und Blitze schon lange vorhanden waren, bevor Jupiter auf Kreta geboren war, und den Strahl eines wirklichen Blitzes Cyklop nicht nachmachen S. 176 konnte, dagegen selbst ein Jupiter fürchten mußte.
7. Was soll ich erst sagen von Mars und Venus, die beim Ehebruch ertappt wurden, und von Jupiters schändlicher Neigung für Ganymed, die durch den Himmel eine heilige Weihe erhielt? Alle diese Geschichten haben nur den Zweck, menschlichen Lastern eine gewisse Berechtigung zu verschaffen. 8, Durch diese und ähnliche Dichtungen und nur zu verführerische Lügen wird der Knaben Geist verdorben. Unter dem tiefen Eindruck dieser Fabeln wachsen sie bis zur vollen Höhe der Manneskraft heran; mit diesen Vorstellungen werden die Bedauernswerten alt: und doch liegt die Wahrheit so nahe, freilich nur für den, der sie sucht.
9. Wer zweifelt nun daran, daß das Volk geweihte Bildnisse von solchen Menschen anbetet und öffentlich verehrt, wobei der Sinn und Verstand der Unwissenden durch die künstlerische Schönheit getäuscht, durch des Goldes Blitzen geblendet, durch des Silbers Blinken und des Elfenbeines Glanz betört wird? 10. Wenn aber jemand darüber nachsinnt, durch welche Marterinstrumente und welche Vorrichtungen jede Bildsäule geformt wird, so wird er sich schämen, einen Stoff zu fürchten, welcher in dieser Weise vom Künstler mißhandelt ward, um daraus einen Gott zu bilden. 11. Der hölzerne Gott, vielleicht das Stück eines Scheiterhaufens oder Marterpfahls, wird aufgehängt, zugehauen, gezimmert und gehobelt. 12. Der eherne oder silberne Gott wird öfters aus einem unsauberen Gefäß, wie das ein ägyptischer König wirklich getan hat, geschmolzen, mit Wimmern zurechtgeschlagen und auf Ambossen geformt. Der steinerne Gott wird behauen, gemeißelt und von einem gemeinen Kerl geglättet. Er fühlt die Schmach seiner Entstehung ebensowenig wie nachher S. 177 die Ehrung durch eure Anbetung. 13. Aber vielleicht ist eben der Stein oder das Holz oder das Silber noch nicht der Gott? Wann aber tritt er dann ins Dasein? Er wird gegossen, gezimmert, gemeißelt: noch ist's kein Gott. Er wird verlötet, zusammengesetzt, aufgerichtet: noch ist's kein Gott. Er wird geschmückt, geweiht, angebetet: endlich ist es ein Gott, wenn nämlich der Mensch ihm diese Bestimmung gegeben und ihn dazu geweiht hat.
Übersetzung
ausblenden
The Octavius of Minucius Felix
Chapter XXIII.
--Argument: Although the Heathens Acknowledge Their Kings to Be Mortal, Yet They Feign that They are Gods Even Against Their Own Will, Not Because of Their Belief in Their Divinity, But in Honour of the Power that They Have Exerted. Yet a True God Has Neither Rising Nor Setting. Thence Octavius Criticises the Images and Shrines of the Gods.
"It is needless to go through each individual case, and to develope the entire series of that race, since in its first parents their mortality is proved, and must have flowed down into the rest by the very law of their succession, unless perhaps you fancy that they were gods after death; as by the perjury of Proculus, Romulus became a god; and by the good-will of the Mauritanians, Juba is a god; and other kings are divine who are consecrated, not in the faith of their divinity, but in honour of the power that they exercised. Moreover, this name is ascribed to those who are unwilling to bear it. They desire to persevere in their human condition. They fear that they may be made gods; although they are already old men, they do not wish it. Therefore neither are gods made from dead people, since a god cannot die; nor of people that are born, since everything which is born dies. But that is divine which has neither rising nor setting. For why, if they were born, are they not born in the present day also?--unless, perchance, Jupiter has already grown old, and child-bearing has failed in Juno, and Minerva has grown grey before she has borne children. Or has that process of generation ceased, for the reason that no assent is any longer yielded to fables of this kind? Besides, if the gods could create, 1 they could not perish: we should have more gods than all men together; so that now, neither would the heaven contain them, nor the air receive them, nor the earth bear them. Whence it is manifest, that those were men whom we both read of as having been born, and know to have died. Who therefore doubts that the common people pray to and publicly worship the consecrated images of these men; in that the belief and mind of the ignorant is deceived by the perfection of art, is blinded by the glitter of gold, is dimmed with the shining of silver and the whiteness of ivory? But if any one were to present to his mind with what instruments and with what machinery every image is formed, he would blush that he had feared matter, treated after his fancy by the artificer to make a god. 2 For a god of wood, a portion perhaps of a pile, or of an unlucky log, is hung up, is cut, is hewn, is planed; and a god of brass or of silver, often from an impure vessel, as was done by the Egyptian king, 3 is fused, is beaten with hammers and forged on anvils; and the god of stone is cut, is sculptured, and is polished by some abandoned man, nor feels the injury done to him in his nativity, any more than afterwards it feels the worship flowing from your veneration; unless perhaps the stone, or the wood, or the silver is not yet a god. When, therefore, does the god begin his existence? Lo, it is melted, it is wrought, it is sculptured--it is not yet a god; lo, it is soldered, it is built together--it is set up, and even yet it is not a god; lo, it is adorned, it is consecrated, it is prayed to--then at length it is a god, when man has chosen it to be so, and for the purpose has dedicated it.