2.
Wie ich schon früher schrieb, habe ich zu Rom das Kleid Christi empfangen 1 und wohne jetzt, von der Kultur abgeschnitten, an der Grenze Syriens. Glaube nicht, ein anderer habe mir diese Verbannung aufgezwungen, nein, ich selbst habe mir die Strafe auferlegt, die ich meine verdient zu haben. Aber wie ein heidnischer Dichter sagt: „Wer das Meer durchfurcht, tauscht wohl ein anderes Klima, aber nicht einen anderen Charakter ein“, 2 so ist der stets drängende Feind auch mir auf dem Fuße nachgefolgt, damit ich jetzt in der Einöde noch schwerere Kämpfe zu bestehen lerne. Denn hier wütet unter dem Schutze der weltlichen Macht 3 der Ingrimm der arianischen Meute. Die hier in drei Parteien zerrissene Kirche bemüht sich geschäftig, mich zu sich herüberzuziehen. Die in der Umgegend wohnenden Mönche suchen ihr althergebrachtes Ansehen gegen mich geltend zu machen. Ich indessen bekenne laut: „Zu mir gehört, wer mit dem Stuhle Petri in kirchlicher Gemeinschaft steht!“ Meletius, Vitalis und Paulinus geben sich als Deine Anhänger aus. Ich könnte ihnen glauben, wenn nur einer es sein wollte. Jetzt aber lügen wenigstens zwei, vielleicht auch alle. Deshalb beschwöre ich Deine Heiligkeit beim Kreuze des Herrn, beim Leiden Christi, im Interesse der unentbehrlichen Würde unseres Glaubens, nicht nur Deinem erhabenen Amte nach, sondern auch durch Deinen Eifer ein Nachfolger der Apostel zu sein. Dann wirst Du auch auf dem Throne sitzend mit den Zwölfen zusammen S. b90 richten, 4 dann wird Dich nach dem Beispiele Petri ein anderer in Deinem Alter gürten, 5 dann wirst Du mit Paulus das Bürgerrecht im Himmel erhalten. 6 Teile mir also in einem Briefe mit, zu wem ich mich in Syrien halten soll! Schätze eine Seele nicht gering ein, für die Christus gestorben ist!
