1.
Die Ärzte, welche man Chirurgen nennt, hält man für grausam, und doch sind sie selbst elend daran. Es ist gewiß nicht angenehm, mit dem rettenden Messer das tote Fleisch wegschneiden zu müssen, während man selbst mit dem Kranken leidet. Wenn der Arzt heilen will, darf er nicht zurückschrecken vor Dingen, die den Kranken erschauern lassen. Obendrein wird er noch als Feind angesehen. So ist nun einmal die menschliche Natur. Die Wahrheit dünkt sie bitter, aber das schmeichelnde Laster steht hoch im Kurs. Isaias scheut sich nicht, nackt umherzugehen, um die kommende Gefangenschaft anzudeuten. 1 Jeremias wird mitten aus Jerusalem zum Euphrat, einem Flusse Mesopotamiens, geschickt, um im feindlichen Lande, wo der Assyrer wohnt und die Chaldäer zelten, seinen Gürtel zu begraben, bis er vermodert. 2 Ezechiel erhält den Befehl, ein Brot zu backen aus den verschiedenen Getreidearten und es dann mit Menschen- und nachher mit Rinderkot zu essen. 3 Trockenen Auges ist er Zeuge, wie seine Gattin hinscheidet. 4 Amos wird aus Samaria vertrieben. 5 Warum all dies? frage ich nur. Offenbar, weil die Chirurgen der Seele die Laster der Sünder wegschnitten und zur Buße mahnten. Der Apostel Paulus sagt: „Ich bin euer Feind geworden, weil ich die Wahrheit spreche.“ 6 Weil des Erlösers Worte hart schienen, deshalb verließen ihn die meisten seiner Jünger. 7
