1.
Unvermutet und überraschend flog Dein Brief auf meinen Tisch. Um so größer war deshalb auch meine Freude, und meine schlaffen Lebensgeister wachten von neuem auf. Obwohl ich Dich noch nie gesehen habe, hätte ich Dich am liebsten wie einen Freund an meine Brust gedrückt. Aber ich mußte mich damit bescheiden, leise vor mich hinzumurmeln: „Wer gibt mir Flügel der Taube, damit ich davonfliege und mich niederlasse, um den zu finden, den meine Seele liebt?“ 1 Wahrhaftig, an Dir hat sich das Wort des Herrn erfüllt: „Viele werden vom Aufgange und vom Niedergange kommen und ruhen in Abrahams Schoß.“ 2 Der Glaube meines Lucinus fand schon vor langer Zeit sein Vorbild in Cornelius, dem Hauptmann der italischen Kohorte. 3 Der Apostel Paulus schreibt an die Römer: „Wenn ich Spanien besuche, hoffe ich euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden.“ 4 Du gehörst zu den bewährten Früchten, an denen kund wird, was er sich von dieser Provinz versprach. In kurzer Frist legte er die Grundlagen des Evangeliums von Jerusalem bis hin nach Illyrien. 5 In S. b376 Fesseln hält er seinen Einzug in Rom, 6 um die Römer, die in den Banden des Aberglaubens lagen, von ihren Irrtümern frei zu machen. Zwei Jahre verbringt er in einer Mietswohnung, 7 um uns die ewige Wohnung des Alten und Neuen Bundes bereitzuhalten. Der Menschenfischer warf sein Netz aus und zog auch Dich als prächtigen Goldfisch unter einer Unmenge der mannigfaltigsten Fische ans Ufer. 8 Die bitteren Fluten, das salzige Meer und die Felsspalten hast Du preisgegeben. Von dem in den Wassern herrschenden Leviathan hast Du Dich losgesagt, um mit Jesus in die Wüste zu ziehen. 9 Dort wolltest Du mit dem Propheten singen: „Im öden, unwegsamen und wasserlosen Lande, so erschien ich im Heiligtum vor Dir. 10 Siehe, ich floh in die Ferne und nahm Wohnung in der Wüste; ich harrte auf ihn, der mich aus der Kleinmut des Geistes und aus dem Sturme rettete.“ 11 Aus väterlicher Zuneigung bitte und beschwöre ich Dich, schaue nicht rückwärts, nachdem Du Sodoma verlassen hast, um ins Gebirge zu eilen. 12 Den Griff des Pfluges, den Saum des Erlösers, die einst in der Nacht vom Tau getränkten Wollhaare, 13 alle diese Dinge lasse nicht mehr los, nachdem Du sie einmal ergriffen hast! Steige nicht herab vom Dache der Tugenden, um nach den abgelegten Kleidern einer früheren Zeit zu suchen! Kehre nicht vom Felde nach Hause zurück! 14 Du könntest sonst wie Lot an der schönen Landschaft und an den lieblichen Gärten Gefallen finden, 15 die nicht wie das Heilige Land vom Himmel aus bewässert werden, 16 sondern aus dem reißenden Jordan, dessen süße Wasser nach der Vereinigung mit dem Toten Meere des Salzes Geschmack angenommen haben.
Ps. 54, 7; Hohel. 3, 4. ↩
Matth. 8, 11. ↩
Apg. 10. ↩
Röm. 15, 24. ↩
Ebd. 15, 19. ↩
Apg. 28, 16. ↩
Ebd. 28, 30. ↩
Matth. 4, 18 f.; Mark. 1, 16 f. ↩
Matth. 4, 1. ↩
Ps. 62, 3. ↩
Ebd. 54, 8 f. ↩
Gen. 19, 17. ↩
Luk. 9, 62; Matth. 9, 20; 14, 36; Mark. 6, 56; Luk. 8, 44; Hohel. 5, 2. ↩
Matth. 24, 17 f. ↩
Gen. 13, 10. ↩
Deut. 11, 10 f. ↩
