3.
Mit Dir zusammen lebt eine Gefährtin, die es früher nur dem Fleische nach war, heute aber es dem Geiste nach ist. Sie ist nicht mehr Deine Gattin, sondern Deine Schwester. Aus dem schwachen Weibe wurde ein Mann, aus der Untergebenen eine Gleichberechtigte. Ins gleiche Joch gespannt eilt sie zusammen mit Dir dem Himmelreiche entgegen. Wer allzu vorsichtig ist in der Verwaltung seines Vermögens und immer wieder nachrechnet, der trennt sich nicht leicht davon. Beschwert mit seinem Mantel hätte Joseph der Ägypterin nicht entfliehen können. 1 Der im Evangelium erwähnte Jüngling, der nur mit einem Linnentuche bekleidet Jesus folgte, warf, als er von den Häschern festgehalten wurde, die irdische Hülle ab und ergriff nackt die Flucht. 2 Elias ließ, als er auf feurigem Wagen in den Himmel entrückt wurde, seinen Schafspelz auf der Erde zurück. 3 Als Elisäus vom Acker weg zum Prophetenamt berufen wurde, da opferte er dem Herrn Ochsen und Pflug. 4 Der weiseste der Männer spricht: „Wer Pech anfaßt, besudelt sich damit.“ 5 Solange wir in die Dinge dieser Welt verstrickt sind, solange unsere Seele niedergehalten wird durch die Verwaltung unseres Besitzes S. b379 und unserer Einkünfte, solange können wir uns nicht ungehemmt mit Gott befassen. Was für eine Gemeinschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit? Was haben Licht und Finsternis miteinander zu tun? Was hat Christus mit Belial zu schaffen, was der Gläubige mit dem Ungläubigen? 6 Der Herr sagt: „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.“ 7 Sich vom Golde trennen ist die Tugendstufe der Anfänger; vom Vollkommenen wird mehr verlangt. Diese Trennung haben auch der Thebaner Krates 8 und Antisthenes 9 vorgenommen. Seine Person als Opfer Gott anbieten, das ist christliche und apostolische Eigenart. Nach dem Beispiel der armen Witwe warfen die Apostel die zwei Kupfermünzen ihrer Armut in den Opferstock und spendeten damit ihren ganzen Besitz dem Herrn. 10 Zum Lohne dafür verspricht er ihnen: „Ihr werdet auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.“ 11
Gen. 39, 12. ↩
Mark. 14, 51 f. ↩
4 Kön. 2, 11. 13. ↩
3 Kön. 19, 19 ff. ↩
Eccli. 13, 1. ↩
2 Kor. 6, 14 f. ↩
Matth. 6, 24. ↩
Vgl. BKV II. Reihe XVI 173 Anm. 4. ↩
Antisthenes aus Athen (ca. 450—366 v. Chr.), Schüler des Sokrates und Begründer der kynischen Schule, faßte die Tugend als Bedürfnislosigkeit und Weltentsagung. ↩
Mark. 12, 42 ff.; Luk. 21, 2 ff. ↩
Matth. 19, 28. ↩
