2.
Zwischen Freunden darf es kein Mißtrauen geben, und mit seinem Freunde muß man wie mit einem zweiten Ich sprechen. Einige meiner Vertrauten, wahre Diener Christi, von denen es in Jerusalem und an den heiligen Stätten eine sehr große Zahl gibt, suchten mir einzureden, Du habest nicht in lauterer Absicht gehandelt, sondern auf der Suche nach Ruhm und dem Beifall des Volkes über mich hinauswachsen wollen. Viele sollten sehen, wie Du mich angreifst, während ich mich furchtsam verkrieche, wie Du, der Gelehrte, aus dem Vollen schöpfest, während ich, der Unwissende, nichts zu sagen wisse. Du solltest als der erscheinen, der meiner S. b429 Geschwätzigkeit Schweigen gebot und die nötigen Zügel anlegte. Ich will Deiner Gnaden ganz schlicht gestehen, daß ich vor allem deshalb nicht erwidern wollte, weil es für mich nicht einwandfrei feststand, daß der Brief von Dir herrührte, und ich Dich nicht für fähig hielt, um ein bekanntes Wort zu gebrauchen, mich mit einem mit Honig bestrichenen Schwerte anzugreifen. Dann wollte ich mich aber auch davor hüten, einem Bischof meiner Kirche überstürzt zu antworten und auf die tadelnden Bemerkungen mit gleicher Münze heimzuzahlen, zumal mir einiges aus dem Inhalt gegen den Glauben zu verstoßen schien.
