Drei Bruchstücke aus dem Briefe des hl. Dionysius, Bischofes von Corinth, an Soter und die römische Kirche.1
1. Bei euch herrscht von jeher die Gewohnheit, alle Brüder mit den mannigfachsten Wohlthaten zu überhäufen und zahlreichen Kirchengemeinden in den verschiedensten Städten Unterstützungen für ihre Lebensbedürfnisse zu überschicken. Und auf diese Weise erleichtert ihr bald die Noth der Dürftigen, bald spendet ihr den in den Bergwerken gefangen gehaltenen Brüdern den nöthigen Unterhalt; durch diese Gaben, die ihr von Anfang her übersendet, bewahret ihr die römische, von eueren Vorfahren ererbte Sitte als (echte) Römer. 2 Diese Sitte nun hat auch euer heiliger Bischof S. 252 Soter nicht nur beibehalten, sondern auch vermehrt, indem er sowohl die den Heiligen 3 bestimmten Gaben reichlich spendet, als auch die von ferne her (nach Rom) ankommenden Brüder wie ein liebevoller Vater mit beseligenden Worten tröstet.
2. Heute haben wir den Tag des Herrn gefeiert, an dem wir eueren Brief gelesen haben, welchen wir, weil wir ihn immer lesen, als Erinnerung bewahren werden, gleich dem früheren4an uns von Clemens geschriebenen.
3. Ich habe zwar auf Bitten der Brüder Briefe geschrieben; aber die Sendboten des Teufels haben sie mit Unkraut angefüllt, indem sie das Eine ausließen, das Andere hinzusetzten, denen das „Weh'" bevorstehet. Nicht zu verwundern ist es daher, wenn Einige sich darauf verlegt haben, auch die Schriften des Herrn zu verfälschen, da sie es auch mit diesen (Schriften) gethan haben, die doch kein solches Ansehen haben.5 S. 253
Diese drei Fragmente sind uns von Eusebius (hist. eccl. I. 4. c. 31) aufbewahrt worden: vgl. in unserer Bibl. d. Kirchenv. ausgew. Schriften des Euseb.I. Bnd. S. 247 f. ↩
Ein glänzendes Zeugniß dafür, daß die Päpste von jeher an die Bischöfe und Gläubigen nicht bloß Befehle, sondern auch Liebesgaben schickten. ↩
D. i. den um Christi willen Bedrängten oder überhaupt den Gläubigen. ↩
Mit Unrecht wollte Cousant aus diesem Worte einen Berweis für die Echtheit des sog. 2. Corintherbriefes des Clemens Romanus herleiten, indem er meint, weil hier von einem früheren (πρότεραν) Briefe des Clemens an die Corinthier die Rede sei, ergebe sich die Existenz eines zweiten clementinischen Brieses an die Corinthier mit Nothwendigkeit; allein Dieß ist eben ein erfundener Sinn; der Wortlaut läßt natürlich nur so sich verstehen: dieser (des Soter) Brief soll uns ebenso heilig und werth sein wie der frühere, welchen wir von euch (von Clemens) erhielten; dann ist πρότερος nicht identisch mit πρῶτος . ↩
Ob dieses Fragment auch wirklich zu demselben Briefe gehört, läßt sich mit Coustant nur vermuthen, nicht behaupten. ↩
