21.
Wohlan also, wir wollen die Eigenschaften des Vaters betrachten, um auch vom Bilde zu erkennen, ob es das seinige ist. Ewig ist der Vater, unsterblich, mächtig, Licht, König, Allmächtiger, Gott, Herr, Schöpfer und Bildner. Dies muß im Bilde sein, damit der, welcher den Sohn gesehen, in Wahrheit den Vater gesehen habe. Wenn aber dem nicht so ist, sondern, wie die Arianer meinen, der Sohn geworden und nicht ewig ist, so ist dies nicht das wahrhafte Bild des Vaters, wenn sie nun nicht etwa jedes Schamgefühls bar behaupten, daß die für den Sohn gewählte Bezeichnung „Bild“ nicht eine Bezeichnung ähnlicher Wesenheit, sondern bloß ein Name für ihn sei. Aber das ist wieder, ihr Christusfeinde, kein Bild und kein Abriß. Denn welche Ähnlichkeit besteht zwischen dem, was aus dem Nichtseienden ist, und dem, der das Nichtseiende ins Dasein gerufen? Oder wie kann dem Seienden das Nichtseiende ähnlich sein, das an dem Gebrechen leidet, daß es einmal nicht war und zu den gewordenen Dingen gehört? Weil nämlich die Arianer ihn so beschaffen wissen wollten, ersannen sie sich folgende Schlüsse: Wenn der Sohn eine Zeugung und ein Bild des Vaters und in allem dem Vater ähnlich ist, so muß der Sohn, wie er gezeugt ist, notwendig auch zeugen und selbst Vater und Sohn werden, und der von ihm Gezeugte auch selbst wieder zeugen und so der Reihe nach fort ins Unendliche. Denn dies bekundet die Ähnlichkeit des Erzeugten mit dem Erzeuger. Erfinder von Gotteslästerungen sind in Wahrheit die Gottesfeinde, da sie, um den Sohn nicht als Bild S. 49 des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen machen und bei ihm von Teilungen, Ab- und Zufluß reden. Wenn nun Gott wie ein Mensch ist, so mag er auch Erzeuger sein wie ein Mensch, damit auch der Sohn Vater eines andern wird, und so mögen sie der Reihe nach voneinander entstehen, damit nach ihrer Ansicht die Nachfolge zu einer Menge von Göttern sich vermehre. Wenn aber Gott nicht wie ein Mensch ist, — er ist es nämlich nicht, — so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen. Denn die unvernünftigen Wesen und die Menschen werden nach einem im Anfang erfolgten Schöpfungsakt der Reihe nach voneinander erzeugt und, der gezeugt wird, wird, von einem erzeugten Vater erzeugt, natürlich auch selbst Vater eines andern, indem er diese ihm eigene Kraft von einem Vater hat, aus dem er auch selbst entsprossen ist. Deshalb gibt es auch bei solchen nicht eigentlich einen Vater und nicht eigentlich einen Sohn, und es ist bei ihnen auch der Begriff „Vater“ und der Begriff „Sohn“ nicht etwas Bleibendes. Denn derselbe wird Sohn und Vater, Sohn des Erzeugers und Vater des von ihm Gezeugten. Bei der Gottheit aber ist es nicht so. Denn Gott ist nicht wie ein Mensch. Es ist der Vater nicht aus einem Vater, — deshalb zeugt er auch keinen, der Vater werden soll, — noch entstammt der Sohn einem Ausfluß des Vaters, und er ist auch nicht von einem erzeugten Vater erzeugt. Darum ist er auch nicht erzeugt, um zu zeugen. Daher ist nur bei der Gottheit der Vater im eigentlichen Sinne Vater und der Sohn im eigentlichen Sinne Sohn, und auch nur bei diesen bleibt in Geltung, daß Vater „immer Vater sein“ und Sohn „immer Sohn sein“ bedeutet.
