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Doch wie sollte es befremden oder unglaublich< s90> sein, wenn es vom Herrn, der den Geist schenkt, heißt, er werde jetzt selbst vom Geiste gesalbt, wo er doch, als die Umstände es wieder erheischten, nicht anstand, wegen seiner menschlichen Natur zu sagen, daß er geringer sei als der Geist? Denn als die Juden ihm entgegenhielten, daß er die Teufel durch Belzebub austreibe, da wies er diese Lästerzungen zurecht und antwortete ihnen mit den Worten: „Wenn ich aber im Geiste Gottes die Teufel austreibe“1. Sieh also, der Spender des Geistes sagt jetzt, er treibe im Geiste die Teufel aus. Dieses ist aber nur wegen des Fleisches gesprochen; weil nämlich die Menschennatur nicht von sich aus, sondern nur durch die Kraft des Geistes imstande ist, die Teufel auszutreiben, deshalb sagte er als Mensch: „Wenn ich im Geiste Gottes die Teufel austreibe“. So erklärte er denn auch die Lästerung wider den Heiligen Geist für größer als die gegen seine Menschheit mit den Worten: „Wer gegen den Menschensohn ein Wort spricht, wird Verzeihung erhalten“2, — es waren dies solche, welche sprachen: „Ist dies nicht des Zimmermanns Sohn?“3 Die aber wider den Heiligen Geist lästern und die Werke des Wortes dem Teufel zuschreiben, werden der unentrinnbaren Strafe verfallen. So also sprach der Herr zu den Juden als Mensch. Den Jüngern aber gab er seine Gottheit und Größe zu erkennen und gab ihnen den Geist, dem gegenüber er sich nicht mehr als geringer, sondern als ebenbürtig bezeichnete und sprach: „Nehmet hin den Heiligen Geist“4 und: „Ich sende ihn, und er wird mich verherrlichen, und was er hört, wird er reden“5. Wie also hier der Herr, der Spender des Geistes selbst, nicht ansteht zu sagen, daß er als Mensch die Teufel im Geiste austreibe, ebensowenig hielt der nämliche Spender des Geistes zurück mit den Worten: „Der Geist des Herrn ist über mir, weil er mich salbte“6, und zwar deshalb, weil er S. 91 Fleisch geworden ist, wie Johannes sagt, damit kund würde, daß in beiden Fällen wir gemeint sind, wir, die bei der Heiligung die Gnade des Geistes nötig haben, und wir, die Dämonen nicht austreiben können ohne die Kraft des Geistes. Durch wen aber und von wem hätte der Geist erteilt werden sollen, wenn nicht durch den Sohn, dem der Geist gehört? Und wann hätten wir ihn empfangen können, wenn nicht damals, als das Wort Mensch geworden ist? Wie die Stelle beim Apostel zeigt, wären wir nicht erlöst und erhöht worden, wenn nicht der, welcher die Gestalt Gottes besaß, Knechtsgestalt angenommen hätte, so weist auch David darauf hin, daß wir in keiner andern Weise des Geistes teilhaft geworden und geheiligt worden wären, wenn nicht der Spender des Geistes selbst, das Wort, gesagt hätte, es werde für uns mit dem Geiste gesalbt. Daher haben wir ihn gewiß erhalten, weil es von ihm heißt, daß es im Fleische gesalbt sei. Denn da das Fleisch zuerst in ihm geheiligt wurde, und man von ihm sagt, daß es wegen des Fleisches als Mensch den Geist empfangen habe, so besitzen wir die daraus quillende Gnade des Geistes, indem wir aus seiner Fülle schöpfen7.
