32.
Indes glaube ich, daß auch sie selbst nicht mehr solches werden reden wollen, wenn sie dem Sophisten Asterius Glauben schenken. Denn obschon dieser bemüht ist, die arianische Häresie zu empfehlen, und behauptet, daß das Unentstandene Eins sei, so widerspricht er doch diesen, wenn er sagt, daß auch die Weisheit Gottes unentstanden und ohne Anfang sei; und ein Teil von dem, was er geschrieben hat, ist folgendes: "Es sagte der selige Paulus nicht, er predige Christum, die Kraft Gottes oder die Weisheit Gottes, sondern ohne die Beifügung des Artikels: "Kraft Gottes und Weisheit Gottes", indem er verkündigt, daß eine andere Kraft die Gott selbst eigene und ihm angeborene und ohne Entstehung mit ihm existierende sei. Und kurz hernach: "Wenngleich seine ewige Kraft und Weisheit, welche nach der richtigen Auffassung anfangslos und unentstanden erscheint, doch wohl sicher eine und dieselbe ist". Denn wenn er auch das Wort des Apostels unrichtig auffaßte und glaubte, daß es zwei Weisheiten gebe, so hat er doch, indem er von einer zugleich mit ihm existierenden unentstandenen Weisheit redet, ausgesprochen, daß das Unentstandene nicht mehr Eines, sondern auch noch ein anderes mit ihm unentstanden sei. Denn was zugleich existiert, existiert nicht zugleich mit sich selbst, sondern mit einem andern. Wenn sie also dem Asterius Glauben schenken, so sollen sie nicht mehr fragen; Ist das Unentstandene Eins oder sind es zwei? damit sie nicht mit ihren etwaigen Zweifeln gegen diesen ankämpfen. Wollen sie aber jenem entgegentreten, so sollen sie sich nicht mehr auf seine Schrift berufen, damit sie sich nicht gegenseitig beißen und aufzehren1. Das sei in kurzem die Erwiderung auf ihre Unwissenheit. Wer könnte aber gegen ihre verschlagene Tücke hinlänglich losziehen? Wer sollte nicht die, welche solchem Wahn ergeben sind, mit Recht hassen? Denn da sie mit dem Schlagwort "aus dem S. 65 Nichtseienden" und "er war nicht, bevor er gezeugt wurde" nicht mehr frei herausrücken dürfen, erfanden sie den Ausdruck "unentstanden", um dann vor den Arglosen den Sohn einen entstandenen zu nennen und damit wieder den Sinn eben jener Redensarten "aus dem Nichtseienden" und "er war einmal nicht" zum Ausdruck zu bringen. Denn mit diesen werden die gewordenen Dinge und die Geschöpfe bezeichnet.
Vgl. Gal. 5,15. ↩
