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Der Apostel selbst wollte aber nicht in erster Linie die Substanz des Wortes mit den entstandenen Dingen vergleichen, wenn er sagte: "um soviel vorzüglicher geworden als die Engel". Denn es ist unvergleichbar oder vielmehr etwas ganz anderes. Er wollte vielmehr im Hinblick auf die Ankunft des Wortes im Fleische und die damals von ihm getroffene Heilsordnung zeigen, daß dieser denen, die vor ihm da waren, nicht ähnlich sei, daß, soweit er der Natur nach von denen abstehe, die er früher abgesandt hatte, ebenso sehr, ja noch mehr die von ihm und durch ihn erlangte Gnade den Dienst der Engel übertreffe. Denn die Knechte konnten bloß um die Früchte bitten, der Sohn und Herr aber konnte die Schulden erlassen und den Weinstock versetzen. Und was nun vom Apostel beigefügt wird, zeigt den Unterschied des Sohnes von den entstandenen Dingen, indem er sagt: "Darum müssen wir umsomehr an dem halten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa verfließen. Denn wenn schon das durch die Engel verkündigte Wort fest ward, und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie sollten wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil außer acht lassen, das zuerst vom Herrn verkündigt und von denen, die es gehört, in uns befestigt worden ist". Wenn aber der Sohn zu den entstandenen Dingen gehörte, so wäre er nicht vorzüglicher als sie, und es würde seinetwegen auf dem Ungehorsam kein größeres Maß von Strafe liegen. Denn auch im Dienste der Engel gab es für den einzelnen der Übertreter nicht ein "mehr" oder "weniger", sondern Ein Gesetz gab es und Eine Strafe gegen die Übertreter. Da aber das Wort nicht zu den gewordenen Dingen gehört, sondern der Sohn des Vaters ist, so muß wohl, je vorzüglicher es selbst ist und das, was von ihm kommt und außerordentlich ist, desto strenger auch die Strafe ausfallen. Sie sollen also auf die durch den Sohn gewährte Gnade achten und ihn auch in seinen Werken bezeugt erkennen, daß er nämlich anders ist als die entstandenen Dinge, und er allein wahrer Sohn im Vater und der Vater in ihm ist. Das Gesetz aber wurde von den Engeln verkündet und hat niemand vollkommen gemacht, da es der Ankunft des Wortes bedurfte, wie Paulus gesagt hat. Die Ankunft des Wortes aber hat des Vaters Werk vollendet. Und damals herrschte von Adam bis auf Moses der Tod", das Erscheinen des Wortes aber machte dem Tode ein Ende. Und wir sterben nicht mehr alle in Adam, sondern werden alle in Christus lebendig gemacht. Und damals wurde von Dan bis Bersabee das Gesetz verkündigt, und in Judäa allein war Gott bekannt. Jetzt aber ist über die ganze Erde ihr Ruf gedrungen, und die ganze S. 105 Erde ist erfüllt mit der Erkenntnis Gottes; die Jünger lehrten alle Völker, und es ist jetzt erfüllt, was geschrieben steht: "Sie werden alle von Gott unterrichtet sein". Und damals war, was erschien, nur ein Vorbild, jetzt aber ist die Wahrheit geoffenbart. Das erklärt der Apostel selbst wieder deutlicher mit den Worten: "In dem Maße ist Jesus eines vorzüglicheren Bundes Bürge geworden". Und wiederum: "Nun aber ist ihm ein um soviel vorzüglicherer Priesterdienst zuteil geworden, je vorzüglicher der Bund ist, dessen Mittler er ist, der auf vorzüglichere Verheißungen gegründet ist". "Denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung geführt, war hingegen die Einführung einer vorzüglicheren Hoffnung". Und wieder sagt er: "So mußten also die Abbilder der himmlischen Dinge hiedurch gereinigt werden; doch das Himmlische selbst erfordert höhere Opfer als diese". Das "vorzüglicher" schreibt er also hier und durchweg dem Herrn zu, der vorzüglicher und anders ist als die entstandenen Dinge. Denn vorzüglicher ist sein Opfer, vorzüglicher die Hoffnung auf ihn, und seine Verheißungen sind nicht groß im Vergleich mit Kleinem, sondern sind mit anderm verglichen ihrer Natur nach anders. Denn auch der, welcher diese Heilsordnung getroffen hat, ist vorzüglicher als die entstandenen Dinge.