9.
Welches waren nun aber die göttlichen Dinge, die Moses laut der Anschuldigung des Faustus, dass dieser nichts Menschliches und nichts Göttliches je verschont habe (401,15) verunglimpfte? Denn er sagte es und ging zum nächsten Thema über; kein Versuch, es glaubhaft zu machen, kein Gedanke daran, es zu beweisen! Wir aber wissen, dass Moses alles, was wahrhaft göttlich ist, voller Ehrfurcht gewürdigt und die menschlichen Angelegenheiten passend zu seiner Zeit und wie es ihm durch den göttlichen Heilsplan vorgegeben war, gerecht durchgeführt hat. Mögen die Manichäer von mir verlangen, dass ich diese Aussage belege, wenn sie erst selber versucht haben, den Vorwurf zu belegen, den Faustus gegen Moses erhebt! Er tat es zwar, scharfsinnig wie er war, ganz vorsichtig, insofern aber unbedacht, als er sich mit seinem eigenen Scharfsinn zu Fall brachte (cf. 251,14). Glücklich nämlich das Herz, dass seinen Scharfsinn für die Wahrheit, unglücklich jenes, das ihn gegen die Wahrheit einsetzt. Er sagte nicht: Keinen unter den Menschen und keinen unter den Göttern hat er je verschont, sondern (401,15): Nichts Menschliches und nichts Göttliches. Hätte er nämlich gesagt, Moses habe Gott nicht verschont, wäre es ein Leichtes gewesen, ihn der falschen Anklage zu überführen, da sich ja zeigen liesse, dass Moses überall dem wahren Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, die Ehre erweist und nur ihn verkündet. Hätte er aber gesagt, dass Moses keinen der Götter verschont habe, hätte er damit den Christen verraten, dass er selber jene Götter verehrt, deren Anbetung Moses verbietet (cf. Exod. 20,5; 23,24; deut. 12,30), und es wäre ihm nicht gelungen, um sich zu scharen, was er nicht ins Leben gesetzt hatte, da die Küken unter die Fittiche der katholischen Mutter fliehen würden (cf. Jer. 17,11; 391,22). Um also die Kleinen in die Falle zu locken, sagte er, dass Moses nichts Göttliches verschont habe; so wollte er verhindern, dass die Christen, wenn ihnen der Götterkult der Manichäer enthüllt würde, vor dieser Gottlosigkeit, die der christlichen Religion allzu sehr widerspricht, die Flucht ergriffen, andrerseits wollte er die Heiden gegen uns auf seine Seite ziehen, wenn sie von ihm erführen, dass Moses viel Wahres und Treffendes gegen die Götzenbilder und Götter der Heiden, die ja Dämonen sind, ausgesagt hat.
