4.
Was wundert sich also Faustus, dass da (deut. 21. 23) die Sünde verflucht wurde, dass der Tod verflucht wurde, dass die Sterblichkeit des Fleisches verflucht wurde, die sich, ohne dass Christus selber sündigte, durch die Sünde des Menschen auch in Christus befand? Er nahm ja seinen Leib von Adam an, da die Jungfrau Maria, die Christus gebar, von Adam stammte. Gott aber hatte im Paradies gesagt (cf. Gen. 2,17; 3,3): Am Tage aber, an dem ihr ihn berührt, werdet ihr des Todes sein. Dies also ist der Sinn des Satzes (deut. 21,23/Gal. 3,13): Verflucht ist, was am Kreuz hing. Mag also der bestreiten, dass Christus verflucht wurde, welcher zugleich bestreitet, dass er gestorben ist! Wer dagegen bekennt, dass er gestorben ist und nicht bestreiten kann, dass der Tod von der Sünde kommt und deshalb auch selber ‘Sünde’ genannt wird (405,15), der höre, was der Apostel sagt (Rm. 6,6): Da unser alter Mensch zusammen mit ihm gekreuzigt wurde, und er erkenne daraus, wen Moses mit dem Verfluchten gemeint hat, und der Apostel sagt daher ohne Bedenken über Christus (Gal. 3,13): Er ist für uns zum Fluch geworden, so wie er sich auch nicht zu sagen scheute (II Kor. 5,15): Er ist für alle gestorben. Denn der Ausdruck: Er ist gestorben bedeutet dasselbe wie: er ist verflucht worden, da ja der Tod selber Folge des Fluchs ist, und jede Sünde verflucht ist, sowohl die eigentliche Sünde, die begangen wird, und der dann die Strafe folgt, wie auch die Strafe selber, die in einem weiteren Sinn als ‘Sünde’ bezeichnet wird, da sie auf die Sünde folgt. Christus aber nahm ohne Schuld unsere Strafe auf sich, um so unsere Schuld zu löschen und auch unsere Strafe zu beenden.
