8.
Und trotzdem ermahnt uns Faustus mit folgenden Worten, dass wir ihm selber Glauben schenken sollen (p. 729,6): Und glaube mir bitte noch eins, denn ich sage die Wahrheit: beide haben bei den Hebräern eine falsche Vorstellung hinterlassen, Jesus über seinen Tod, Elias über seine Unsterblichkeit, und wenig später sagt er noch (p. 729,20): so wie er nämlich gleich von Anfang an, nachdem er die Gestalt des Menschen angenommen hatte, sämtliche Erfahrungen, die zur menschlichen Natur gehören, vorspielte, wäre es passend, wenn er am Schluss, um den Heilsplan zu besiegeln, auch noch zum Schein den Tod auf sich genommen hätte. Du Bösewicht und Erzbetrüger, wie könnte ich dir glauben wie einem, der die Wahrheit spricht, wo du gerade behauptest, Christus sei imstande gewesen, seinen Tod zu erlügen? Also hat jener gelogen, als er sagte (Lk. 24,7; Mt. 16,21): Der Menschensohn muss getötet werden und am dritten Tag auferstehen, du aber lügst nicht und sagst, dass wir dir glauben sollen, weil du die Wahrheit sprächest. Und Petrus redete wahrer als Jesus, da er zu ihm sagte (Mt. 16,22): Das soll Gott verhüten, Herr, das wird nicht mit dir geschehen!, wofür er sich die Antwort verdiente (Mt. 16,23): Weg mit dir, Satan! Petrus allerdings brachte dieses Wort grossen Nutzen, denn er verkündete nachher, in seinem Glauben auf den richtigen Weg gewiesen und vorangekommen, jene Wahrheit vom Tod Christi bis zu seinem eigenen Tod. Wenn nun aber Petrus, nur weil er glaubte, dass Christus nicht sterben werde, die Antwort Satan! verdiente, was erst verdienst du zu hören, der du nicht nur leugnest, dass er gestorben ist, sondern auch noch behauptest, er habe seinen Tod erlogen! Aber auch deshalb, sagte Faustus (p. 729,20), ist es glaubwürdig, dass Christus auch noch zum Schein den Tod auf sich genommen hat, weil er ja sämtliche Erfahrungen, die zur menschlichen Natur gehören, vorspielte. Doch wer wird dir je gegen das Zeugnis des Evangeliums beipflichten, dass Christus sämtliche Erfahrungen, die zur menschlichen Natur gehören, vorgespielt habe? Nein, wenn der Evangelist sagte (Mt. 8,24; Mk. 4,38): Jesus schlief, wenn er sagte: er bekam Hunger (Mt. 4,2), es dürstete ihn (cf. Joh. 19,28/Ps. 69,22), es ergriff ihn Traurigkeit (cf. Mt. 26,37; Mk. 3,5)), er freute sich, und anderes von der Art, so ist alles echt; und der Bericht ist so gestaltet, dass da nicht etwas dargestellt wird, was er vorgetäuscht, sondern ganz offensichtlich getan oder bekundet hat, gewiss nicht, weil er durch äussere Umstände gezwungen wurde, sondern weil er es als Lehrmeister wollte und als Gott dazu auch imstande war. Denn der Mensch wird ja meist auch gegen seinen Willen wütend, er wird gegen seinen Willen traurig, er schläft gegen seinen Willen ein, bekommt gegen seinen Willen Hunger und Durst; Christus aber hat all das getan, weil er es wollte. Und so werden Menschen auch geboren und leiden, nicht weil sie es wollen und nicht was sie wollen; bei ihm aber geschah auch dies, weil er es wollte. Und doch ist dies alles wahr und es wurde verlässlich und wahrheitsgemäss über ihn aufgeschrieben, damit ein jeder, der an sein Evangelium glaubt, durch die Wahrheit belehrt, nicht durch Lügen zum besten gehalten wird.
