12.
Seit meiner Jugend, viele Jahre sind es her, bis auf den heutigen Tag habe ich manche Schrift veröffentlicht. Aber immer habe ich mich bemüht, meinen Lesern zu vermitteln, was ich öffentlich in der Kirche gelernt habe. Ich vertraute auf die schlichten Worte der Apostel, aber nicht auf die Beweisgänge der Philosophen; denn ich weiß, daß geschrieben steht: „Die Weisheit der Weisen werde ich vernichten und zu Schanden machen die Klugheit der Klugen. 1 Was bei Gott töricht wäre, ist weiser als die Menschen.“ 2 Deshalb fordere ich meine Gegner auf, alles, was ich bisher geschrieben habe, durchzustöbern, und wenn sie in meinen Geisteskindern etwas Falsches finden, dann mögen sie es vor aller Welt verkünden! Ist das, was ich schrieb, gut, so werde ich ihren Angriff parieren, verdient es aber Tadel, so werde ich meinen Irrtum eingestehen. Ich ziehe es vor, diesen zu verbessern, als bei einer irrigen Ansicht zu verharren. Du, ein Mann der Wissenschaft, stehe ein für deine Theorien S. b225 und beweise in gewandter Darstellung die Logik deiner Ausführungen; leugne aber nicht, wenn es dir passen sollte, was du vertreten hast! Hast du aber wie ein gewöhnlicher Sterblicher geirrt, dann gib es freimütig zu, beende die Zwietracht und stelle die Eintracht wieder her! Bedenke, daß die Tunika des Herrn selbst von den Soldaten nicht zerrissen wurde! 3 Du siehst den Streit, der unter Brüdern ausgebrochen ist, und du lachst und freust dich darüber, daß einige nach dir, die anderen nach Christus sich benennen. Mach’s wie Jonas und sprich: „Bin ich schuld an diesem Sturm, so ergreifet mich und werfet mich ins Meer!“ 4 Der Prophet, der sich demütigte, wird in die Tiefe hinabgestoßen, um, ein Vorbild des Herrn, glorreich aufzuerstehen. 5 Du erhebst dich in deinem Stolz bis zu den Sternen, so daß Jesus von dir sagen dürfte: „Ich sah Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ 6
