11.
Mit offenen Armen will ich Dich aufnehmen. Zusammen mit Dir will ich versuchen, alles zu lernen, was Du zu wissen wünschest. Hoffentlich habe ich damit nichts Törichtes gesprochen und, von Eitelkeit gebläht, einem Hermagoras 1 gleich dahingeschwatzt. Du findest hier den Dir ganz ergebenen Bruder Eusebius, 2 der meine Freude über Deinen Brief verdoppelte, als er mir erzählen konnte von Deinem ehrbaren Lebenswandel, Deiner Weltverachtung, Deiner Treue in der Freundschaft und Deiner Anhänglichkeit an Christus. Denn auf Deine Klugheit und die Schönheit Deiner Sprache kann ich aus Deinem Briefe schließen, ohne daß Eusebius sie mir zu bestätigen braucht. Voran also! Löse nicht lange das Tau, welches Dein auf der Reede liegendes Schifflein festhält, nein, haue es kurzerhand durch! Wer der Welt entsagen und verkaufen will, 3 was er verachtet, dem kann es nicht darauf ankommen, einen hohen Preis herauszuschlagen. Was immer Du von Deinem Vermögen für die Unkosten aufwendest, das buche als Gewinn! Ein altes Sprichwort sagt: „Dem Geizigen fehlt das, was er hat, ebenso wie das, was er nicht hat.“ 4 Der Gläubige besitzt die ganze Welt als sein Eigentum; der Ungläubige hingegen nennt nicht einmal die kleinste Münze sein eigen. 5 So laß uns leben als solche, die nichts S. b262 und wiederum alles besitzen.“ 6 Lebensunterhalt und Kleidung sind der Reichtum des Christen. 7 Hast Du das Verfügungsrecht über Dein Vermögen, dann verkaufe es; wenn nicht, so verzichte darauf! Nimmt Dir einer den Rock, dann gib ihm auch den Mantel! 8 Schiebst Du aber Dein Vorhaben immer wieder hinaus, zögerst Du Tag um Tag, verkaufst Du die paar Habseligkeiten nur zaudernd und schrittweise, wovon soll dann Christus seine Armen ernähren? Der hat Gott alles gegeben, der sich ihm selbst schenkt. Die Apostel verließen nur ihr Schifflein und ihre Netze. 9 Die Witwe warf zwei kleine Geldstücke in den Opferkasten, und doch wird sie von Christus mehr gelobt, als wenn sie die Reichtümer des Krösus gespendet hätte. 10 Leicht verzichtet der auf alles, der immer daran denkt, daß er einmal sterben muß.
Griechischer Rhetor des 1. Jahrhunderts v. Chr., Gründer einer eigenen Schule und eines besonderen Systems der Rhetorik, in seinem Ausdruck hochtrabend und schwer verständlich (vgl. Cicero, De inv. I 6). ↩
Eusebius von Cremona s. S. 121 Anm. 1. ↩
Matth. 19, 21. ↩
Publili Syri sent. 628 (Ribbeck, Comicorum Romanorum fragmenta II. Leipzig 1873, 357). ↩
Sprichw. 17, 6 (Zusatz der LXX). ↩
2 Kor. 6, 10. ↩
1 Tim. 6, 8. ↩
Matth. 5, 40. ↩
Ebd. 4, 20. ↩
Mark. 12, 42 f. ↩
