12.
Tahmjezdegerd stieg an den Ort hinauf, der Bot Tittâ (Feigenhausen) heißt, wo in den Tagen König Schâpûrs die Zeugen getötet worden waren1, setzte sich auf den Richterstuhl und ordnete vor jenen Scharen alle verschiedenen Folterwerkzeuge und sprach: „König Jezdegerd befahl: ,Wenn ihr auf die Befehle seiner Majestät nicht hört, seinen Willen nicht tut, die Sonne, den großen Gott, nicht anbetet, und Feuer und Wasser, die Kinder des Hôrmîzd, nicht ehrt, so wird euer Leben durch diese ausgelöscht." Mit den Folterwerkzeugen waren auch sechzehn Elephanten2 gekommen, die sie mitgebracht, damit sie diejenigen, welche Christum nicht verleugneten, zertreten sollten. Der gesegnete Isaak nahm die Folterwerkzeuge, küßte sie, legte sie auf seine Augen und sprach: „Seid gegrüßt, ihr Eisen, durch die wir in den Palast (παλάτιον) des Reiches der Höhe eingehen und uns in Lichtzelten erfreuen, die uns von Christus, dem Herrn, vor Gründung der Welt bereitet sind." Und er öffnete den Mund und sprach zum Richter: „Was stehst du, o Richter? Tritt heran und vollzieh deinen Auftrag; denn wir sind alle bereit, freudig für den Namen unseres Herrn Jesu Chri- S. 183 sti zu sterben." Als der Richter das hörte, befahl er, den heiligen Isaak auf dem Boden mit seinen vier Gliedmaßen auszustrecken. Man schlug Nägel in seine Hände und Füße und kämmte seinen Leib mit eisernen Kämmen, bis man sein Fleisch von den Knochen zog. Da er auf dem Felsen von Bêt Tittâ ausgespannt war, und die Gottlosen ihn kämmten, rann sein Blut hinab in das Tal von Bêt Tittâ . Und da der Heilige so gemartert wurde, befahl Tahmjezdegerd, daß alle um Christi willen Gefangenen neben Bêt Tittâ zum Gericht kommen und befragt werden sollten. Wenn sie den Namen Christi nicht verleugneten, sollten sie wie Isaak gemartert werden. Als das heilige und auserwählte Christenvolk merkte, daß die Zeit seiner Krönung gekommen sei, sammelten sich Hirten und Herden in der Kirche, feierten das Opfer, nahmen an den Leben gebenden Sakramenten teil, umarmten und küßten einander im heiligen Kusse, zogen aus, indem sie das Kreuz trugen, und kamen im (Psalmen) dienste bis Bêt Tittâ . Als sie den heiligen Isaak ausgestreckt sahen, wie man seinen Leib kämmte, schrien sie laut und lobten Gott; sie ermutigten den Seligen, damit er in den Martern nicht gebrochen werde. Da befahl der Richter, daß man Naphta bringe, die Knochen des Heiligen (damit) salbe und anzünde. Als die Feuerflamme in seinen Knochen knisterte und er nahe daran war, zu seinem Herrn zu gehen, erhob er seine Stimme, pries die Ordnungen Israels Gottes und wurde in gutem Zeugnis gekrönt.
Unter Schâpûr II. waren dort 6 Bundestöchter hingerichtet worden; ihre Namen Bedjan II, 288. Der Ort, sonst Hora genannt, erhielt den neuen Namen nach dem aus ihrem Blute sprossenden Feigenbaum (tittâ). ↩
Elephanten wurden öfters zu Massenhinrichtungen verwendet. So ließ Schâpûr II. die Bewohner von Schûsch wegen eines Aufruhrs durch 100 Elephanten zertreten. Bedjan II, 265; Tabari 58, Anm. 1. ↩
