26.
[Forts. v. S. 407 ] Doch hinderte die Barmherzigkeit nicht die Gerechtigkeit; denn die Barmherzigkeit ist eben die Gerechtigkeit. „Er teilte aus, gab den Armen, seine Gerechtigkeit währt ewiglich“1. Der Gerechte ist sich nämlich der Pflicht bewußt, den Schwachen und Armen zu helfen. Daher des Herrn Aufforderung an Johannes, als er zur Taufe kam, um uns Schwachen die Sünden zu vergeben: „Laß nur! Denn also gebührt es uns, jegliche Gerechtigkeit zu erfüllen“2. So ist denn klar, daß Gerechtigkeit Barmherzigkeit und Barmherzigkeit Gerechtigkeit ist. Würde uns nicht Gottes Barmherzigkeit erhalten, wie könnten wir denn schon als kleine Kinder beim Eintritt ins Dasein am Leben bleiben, da wir aus dem Mutterschoße hervor wie Fischlein vom Warmen ins Kalte, vom Nassen ins Trockene versetzt werden und eine Art Naturwoge uns wie Schiffbrüchige ins Leben gespien hat? Ein vernünftiger Grund fehlt hierfür, doch Gottes Gnade mangelt nicht. Er also „behütet die Kleinen“, oder doch jene, die in demütiger Gesinnung sich zu den Kleinen bekennen3.
