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Sie läßt nun den Boden aufgraben, das Erdreich wegnehmen: da stößt sie auf drei durcheinanderliegende Marterhölzer, die der Schutt bedeckt, der Feind versteckt hatte. Doch Christi Triumph konnte nicht in Nacht vergraben bleiben. Sie ist ratlos, verlegen — verlegen nach Frauenart. Doch der Heilige Geist gibt ihr einen sicheren Fingerzeig durch die Eingebung, daß zwei Schächer mit dem Herrn gekreuzigt wurden. Sie sucht S. 417 nun nach dem mittleren Kreuzesholz. Doch möglicherweise hatte die Verschüttung die Kreuze durcheinander geworfen, der Zufall sie durcheinander gebracht. Wieder liest sie den Bericht des Evangeliums. Sie findet, daß das mittlere Kreuz die Aufschrift an der Stirne trug: „Jesus von Nazareth, König der Juden“1. Hieraus konnte der wahre Sachverhalt erschlossen werden: aus der Aufschrift ward das Kreuz des Heils offenbar. So lautete die Antwort, die Pilatus den Juden auf ihre Vorstellung gab: „Was ich geschrieben habe, bleibt geschrieben“2, d. h.: nicht das habe ich geschrieben, was euer Gefallen finden, sondern wovon die kommende Zeit Kenntnis nehmen sollte. Nicht für euch habe ich es geschrieben, sondern für die Nachwelt — beinahe als wollte er sagen: Helena sollte etwas zu lesen finden als Anhaltspunkt, um das Kreuz des Herrn daraus zu erkennen.
