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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
5. Die Macht der ausgebrochenen Gladiatoren war eine Art königlicher Gewalt.
Ich will nicht weiter untersuchen, was für Leute es waren, die Romulus um sich scharte; man mag es daraus abnehmen, daß für sie trefflich gesorgt war1, wenn sie nur ihren bisherigen Wandel aufgaben, eine staatliche Gemeinschaft errichteten, nicht mehr an die verdienten Strafen dachten, auf diese Weise die Furcht los wurden, die sie nur zu noch schlimmeren Untaten getrieben hätte, und sich fernerhin auf friedlicheren Fuß mit der Menschheit stellten. Aber ich weise darauf hin, daß das römische Reich selbst, als es bereits groß war nach Unterjochung vieler Völker und den übrigen furchtbar, es bitter empfand, in schwerer Sorge war und sich nicht wenig ängstigte angesichts der Aufgabe, ein namenloses Unheil abzuwenden, als etliche Gladiatoren in Campanien aus der Schule entsprangen, ein großes Heer um sich scharten, drei Anführer aufstellten und Italien weithin entsetzlich verwüsteten. Welcher Gott also stand Band 1, S. 193ihnen zur Seite, daß sie sich aus einer kleinen verächtlichen Räuberschar zu einer Macht und Herrschaft aufschwangen, die selbst den schon so gewaltig angewachsenen römischen Angriffs- und Verteidigungsmitteln furchtbar wurde? Oder will man die Hilfe der Götter in Abrede stellen, weil die Herrschaft der Gladiatoren nur von kurzer Dauer war? Aber ist denn etwa das Leben eines Menschen von langer Dauer? Auf diese Weise würden die Götter niemand zur Herrschaft verhelfen, weil jeder bald stirbt, und es wäre auch das, was für jeden einzelnen Menschen und demnach für alle Menschen insgesamt, nur eben für einen um den andern wie Rauch vergeht, nicht als eine Wohltat zu erachten. Denn was haben die, die zur Zeit des Romulus die Götter verehrten und längst schon gestorben sind, davon, daß nach ihrem Tode das römische Reich so mächtig anwuchs, während sich ihre Angelegenheiten in der Unterwelt abspielen? ob gut oder schlimm, das gehört nicht hieher. Und dasselbe gilt von allen, die durch dieses Reich (mag es sich auch unter dem beständigen Abgang und Hinzutritt von Lebenden über einen langen Zeitraum erstrecken) in ihren kurzen Lebenstagen rasch hindurcheilten, mit der Last ihrer Geschäfte beladen. Hat man jedoch auch die auf so kurze Zeit nur verliehenen Wohltaten der Hilfe der Götter zuzuschreiben, so haben sich die Gladiatoren nicht in geringem Maße ihrer Hilfe zu erfreuen gehabt: sie warfen die Fesseln des Sklavenstandes von sich, sie flohen, entkamen, sammelten ein großes und sehr tapferes Heer, wurden dank ihrem Gehorsam gegen die Ratschläge und Befehle ihrer Anführer der Macht Roms gewaltig furchtbar und für mehrere römische Feldherren unüberwindlich, machten schöne Beute, errangen Siege in stattlicher Zahl, überließen sich jeder Art von Lust, wonach ihnen die Begierde stand, und lebten bis zu ihrer Niederlage, die Arbeit genug kostete, herrlich und wie Könige. Doch steigen wir zu Höherem auf!
Anspielung darauf, dass Rom durch Eröffnung eines Asyls für Flüchtlinge und Heimatlose bevölkert wurde. ↩
Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput V: De fugitiuis gladiatoribus, quorum potentia similis fuerit regiae dignitati.
Proinde omitto quaerere quales Romulus congregauerit, quoniam multum eis consultum est, ut ex illa uita dato sibi consortio ciuitatis poenas debitas cogitare desisterent, quarum metus eos in maiora facinora propellebat, ut deinceps pacatiores essent rebus humanis, hoc dico, quod ipsum Romanum imperium iam magnum multis gentibus subiugatis ceterisque terribile acerbe sensit, grauiter timuit, non paruo negotio deuitandae ingentis cladis obpressit, quando paucissimi gladiatores in Campania de ludo fugientes magnum exercitum conpararunt, tres duces habuerunt, Italiam latissime et crudelissime uastauerunt. dicant, quis istos deus adiuuerit, ut ex paruo et contemptibili latrocinio peruenirent ad regnum tantis iam Romanis uiribus arcibusque metuendum. an quia non diu fuerunt, ideo diuinitus negabuntur adiuti? quasi uero ipsa cuiuslibet hominis uita diuturna est. isto ergo pacto neminem di adiuuant ad regnandum, quoniam singuli quique cito moriuntur, nec beneficium deputandum est, quod exiguo tempore in unoquoque homine ac per hoc singillatim utique in omnibus uice uaporis euanescit. quid enim interest eorum, qui sub Romulo deos coluerunt et olim sunt mortui, quod post eorum mortem Romanum tantum creuit imperium, cum illi apud inferos causas suas agant? utrum bonas an malas, ad rem praesentem non pertinet. hoc autem de omnibus intellegendum est, qui per ipsum imperium - quamuis decedentibus succedentibusque mortalibus in longa spatia protendatur - paucis diebus uitae suae cursim raptimque transierunt, actuum suorum sarcinas baiulantes. sin uero etiam ipsa breuissimi temporis beneficia deorum adiutorio tribuenda sunt, non parum adiuti sunt illi gladiatores: seruilis condicionis uincla ruperunt, fugerunt, euaserunt, exercitum magnum et fortissimum collegerunt, oboedientes regum suorum consiliis et iussis multum Romanae celsitudini metuendi et aliquot Romanis imperatoribus insuperabiles multa ceperunt, potiti sunt uictoriis plurimis, usi uoluptatibus quibus uoluerunt, quod suggessit libido fecerunt, postremo donec uincerentur, quod difficillime factum est, sublimes regnantesque uixerunt. sed ad maiora ueniamus.