17.
Es kommt noch hinzu, dass die Ankündigung des Parakleten in Worten formuliert ist, die zum vornherein ausschliessen, dass damit Mani, der so viele Jahre später kommt, gemeint sein könnte. Dass nämlich der Heilige Geist unmittelbar nach der Auferstehung und der Himmelfahrt des Herrn kommen werde, ist von Johannes ganz unverhüllt gesagt worden (Joh. 7,39): Denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. Da also die Tatsache, dass Jesus noch nicht verherrlicht war, den Grund dafür bot, dass der Heilige Geist nicht gegeben wurde, so war nun nach der Verherrlichung Jesu ohne Zweifel der Grund vorhanden, dass er sofort gegeben wurde. Nun behaupteten auch die Kataphryger, den verheissenen Parakleten empfangen zu haben, und irrten in der Folge vom katholischen Glauben ab, indem sie versuchten, das was Paulus zuliess, zu verhindern, und Zweitehen, die jener erlaubte, zu verurteilen; sie bedienten sich dafür heimtückisch jener Worte, die über den Parakleten geschrieben sind (Joh. 16,13): Er wird euch in die ganze Wahrheit führen, womit sie natürlich sagen wollten, dass Paulus und die übrigen Apostel nicht die ganze Wahrheit gelehrt und noch einen Platz für den Parakleten der Kataphryger freigelassen hätten. Zusätzlich zogen sie auch noch jenes Wort des Paulus heran (I Kor. 13,9 f.): Stückweise ist nämlich unser Wissen und stückweise ist unsere Prophetengabe; wenn aber das, was vollendet ist, kommen wird, wird das, was Stückwerk ist, beiseite geräumt werden, woraus sie natürlich folgerten, dass Wissen und Prophetengabe des Apostels Stückwerk waren, als er sagte (I Kor. 7,36): Was er will, soll er tun; er sündigt nicht, wenn er heiratet, und dass die Vollkommenheit des Parakleten Phrygiens das also beiseite räumen wird. Wenn man ihnen daraufhin sagen wird, dass sie durch die Autorität der Kirche, die so viel früher verheissen wurde und sich über den ganzen Erdkreis ausgebreitet hat, verurteilt worden sind ( ) antworten sie, damit habe sich nun eben auch an ihnen erfüllt, was über den Parakleten gesagt wurde (cf. Joh. 14,17), dass die Welt ihn nicht fassen kann. Ist das nicht etwas, was auch ihr zu sagen pflegt, dass Aussagen wie: Er wird euch in die ganze Wahrheit führen (Joh. 16,13), und: Wenn aber das, was vollendet ist, kommen wird, wird das, was Stückwerk ist, beiseite geräumt werden (I Kor. 13,10), und: Die Welt kann ihn nicht fassen (Joh. 14,17), im Blick auf euren Mani vorausgesagt wurden? Und überhaupt, wird je eine Häresie unter dem Namen des Parakleten auftreten können, die es nicht wagt, alle diese Aussagen unter dem Schein der Wahrheit für sich zurechtzubiegen? Gibt es denn überhaupt eine Häresie, die sich nicht die Wahrheit nennt, die sich nicht sogar –und je überheblicher sie ist, um so lauter– die vollkommene Wahrheit nennt, sodass sie gar verspricht, in die ganze Wahrheit zu führen, und die nicht versucht, die ihrer eigenen Irrlehre zuwiderlaufende Lehre der Apostel beiseite zu räumen, als ob das, was vollkommen ist, durch ihre Häresie gekommen wäre. Und da nun die Kirche an dem festhält, was ihr der Apostel besonders eindringlich ans Herz gelegt hat (Gal. 1,9): Wenn euch jemand ein anderes Evangelium verkündigt, als das, was ihr angenommen habt, sei er verflucht!, sagt die Häresie, wenn nach und nach der ganze Erdkreis sie dafür verflucht, dass sie etwas anderes verkündet, dann schnell einmal: Das ist es, was geschrieben ist (Joh. 14,17): Die Welt kann ihn nicht fassen.
