18.
Wie könnt ihr also den von euch verlangten Beweis (775,23) erbringen, dass es der Paraklet ist, von dem ihr erfahren habt, dass die evangelischen Schriften nicht von den Aposteln stammen, da wir ja unsererseits nachweisen (777,13), dass es keinen Heiligen Geist als Parakleten gibt, ausser jenen, der kurz nach der Verherrlichung Jesu gekommen ist? Denn er war ja deshalb noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war (Joh. 7,39).
Ausserdem weisen wir nach, dass er es ist, der in die ganze Wahrheit führt (Joh. 16,13), weil man ja nicht in die Wahrheit eintreten kann ausser durch die Liebe; die Liebe Gottes aber, so sagt der Apostel (Röm. 5,5) ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Im weitern zeigen wir auf, dass Paulus mit seinem Satz (I Kor. 13,10): Wenn das, was vollendet ist, kommen wird, nur jene Vollendung verstanden hat, die beim Empfang des ewigen Lebens da sein wird. Denn als er davon sprach, sagte er (I Kor. 13,12): Wir schauen nämlich jetzt noch durch einen Spiegel in Gestalt eines Rätsels, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Da werdet ihr gewiss zugeben, dass ihr Gott nicht von Angesicht zu Angesicht schaut, ausser ihr möchtet offen zeigen, dass ihr den Verstand verloren habt. Es kam also nicht zu euch, was vollendet ist. Denn mit seinen Worten (I Kor. 13,12) hat der Apostel klar genug zum Ausdruck gebracht, was er in dieser Frage denkt. Und die Heiligen werden diesen Zustand erst dann erreichen, wenn einmal eingetreten ist, wovon auch Johannes spricht (I Joh. 3,2): Wir sind Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir, wenn er einmal offenbar wird, ihm ähnlich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist; dann wird uns nämlich der Heilige Geist, dessen Unterpfand wir jetzt empfangen haben, in die ganze Wahrheit einführen (Joh. 16,13). Wenn da aber gesagt wird (Joh. 14,17): Die Welt kann ihn nicht fassen, so sind damit natürlich jene gemeint, die in den Schriften gewöhnlich als „die Welt“ bezeichnet werden, d.h. die Liebhaber der Welt, oder die Gottlosen, oder die Fleischlich Gesinnten, über welche der Apostel sagt (I Kor. 2,14): Der den Sinnen ergebene Mensch nimmt nicht auf, was vom Heiligen Geist kommt. Über sie sagt man nämlich, sie seien „von dieser Welt“, solange sie nichts verstehen können, was über die körperlichen Dinge hinaus geht, die sie in dieser Welt wahrgenommen haben, so wie auch ihr nichts anderes versteht, die ihr in eurer Bewunderung für jenes Licht der Sonne und des Mondes euch alles Göttliche in ähnlicher Form zurecht gelegt habt, und zwar auf Anstiften jenes eitlen Schwätzers, den ihr, Betrogene und Betrüger zugleich, den Parakleten nennt. Da euch nun aber der Nachweis, dass er der Paraklet ist, in keiner Weise gelingt, könnt ihr uns nicht mehr weismachen, ihr hättet von irgendwoher aus sicherster Quelle Kenntnis bekommen, dass diese Schriften des Evangeliums, die ihr nicht in ihrem vollen Umfang als echt anerkennen wollt, nicht von den Aposteln Christi herstammen. Fehlt also nur noch, dass ihr behauptet, durch vernünftiges Überlegen, weil es nämlich im Evangelium Stellen gibt, die den Ruhm Christi verunstalten (761,8), zu dieser Erkenntnis gelangt zu sein, etwa wenn dort berichtet wird (766,15 ff.), dass er aus der Jungfrau geboren wurde, dass er beschnitten wurde, dass für ihn das damals übliche Opfer dargebracht wurde, dass er getauft wurde, dass er vom Teufel versucht wurde.
