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So weit also geht Johannes in seiner Verteidigung oder vielmehr in seiner Anklage, die sich in weitschweifigen Ausführungen gegen mich wendet. Ich habe ihm, wie es in einem Briefe zu geschehen pflegt, kurz und obenhin erwidert, damit er meinen Worten entnehmen könne, über wie viele Dinge ich geschwiegen habe. Er mag weiter daraus sehen, daß wir Menschen vernünftige Wesen sind, die seine Schlauheit durchschauen. Wir sind nicht so abgestumpft, daß wir nach Art der unvernünftigen Tiere nur den Klang seiner Worte hören, ohne in den tieferen Sinn einzudringen. Nun aber bitte ich Dich, Du mögest meinem Schmerze Rechnung tragen! Wenn es Hoffart war, Johannes zu antworten, dann war es sicher eine größere Hoffart, mich anzuklagen. Immerhin habe ich so geantwortet, daß ich viel mehr verschwiegen als berührt habe. Warum suchen sie den Frieden in der Ferne? Warum wollen sie ihn uns durch andere aufzwingen? Sie sollen friedlich gesinnt sein, und sofort wird es zum Frieden kommen: Warum mißbrauchen sie den Namen Deiner Heiligkeit, um uns unter Druck zu setzen, wenn auch Dein Brief nur Friede und Milde atmet? Warum bekommt man aus ihren Worten nur harte Drohung zu spüren? Wie friedfertig übrigens Dein zur Eintracht mahnender Brief war, den Du uns durch den Presbyter Isidorus zugestellt hast, kann ich damit begründen, daß jene, die mit dem Worte Frieden spielen, ohne ein Recht dazu zu haben, seine Aushändigung an uns verhinderten. Schließlich mögen unsere Gegner wählen, was sie wollen. Wir sind entweder gut oder schlecht. Sind wir gut, dann sollen sie uns in Ruhe lassen. Sind wir aber schlecht, warum S. b416 bestehen sie dann auf einer Gemeinschaft mit uns Schlechten? Johannes hat wohl aus eigener Erfahrung gelernt, was die Demut wert ist, er, der sie jetzt heuchlerisch zur Schau trägt. Einst hat er aus freiem Entschlusse das, was getrennt war, geeinigt. Jetzt reißt er einem anderen zuliebe das damals Verbundene auseinander.
