1. Erster pseudoisidorischer Brief.
Den geliebtesten Brüdern, allen in der antiochenischen (Provinz) eingesetzten Bischöfen (entbietet) Marcellus (seinen Gruß).
Mit der Sorge für alle Kirchen betraut, ermahnen wir euch, alles Böse auszurotten. „Wir bitten also euch Brüder, daß ihr nichts Anderes lehret und denket, als was ihr von dem seligen Apostel Petrus und den übrigen Aposteln und Vätern empfangen habet. Denn von Jenem seid ihr zuerst unterrichtet worden; deßhalb dürft ihr eueren eigenen Vater nicht verlassen und Anderen folgen; denn er ist das Haupt der ganzen Kirche, zu dem der Herr sagte: „„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen„"1 u. s. w. Sein Sitz nemlich war zuerst bei euch und wurde auf Befehl des Herrn nach Rom übertragen, dem heute wir mit dem Beistande der göttlichen Gnade vorstehen. Von seiner Anordnung dürft ihr nicht abweichen, da an ihn durch S. 504 die Fügung der göttlichen Gnade alle wichtigeren kirchlichen Angelegenheiten gebracht werden müssen, damit sie von ihm, von dem sie den Ausgang genommen haben, auch rechtlich entschieden werden. (c. 1.) Wenn aber der antiochenische Stuhl, welcher einst der erste war, dem römischen gewichen ist, so giebt es nun keinen, der dessen Ausspruche nicht unterworfen wäre;“ 2 zu diesem 3 nun sollen nach der Anordnung der Apostel und ihrer Nachfolger die Bischöfe, welche wollen oder müssen, wie zum Haupte sich flüchten und an ihn appelliren, damit sie von dort Schutz und Befreiung erlangen, von woher sie ihren Unterricht und ihre Consecration erhalten haben. Dieß darf den Bischöfen keineswegs verweigert werden, sondern ohne irgend eine Verhaftung oder Excommunication oder Verurtheilung oder Beraubung stehe es ihnen völlig frei, dahin zu gehen." 4 Ebenso darf nach dem Willen des Herrn keine Synode ohne Erlaubniß dieses Stuhles gehalten, kein Bischof ohne sein Wissen und Wollen gerichtet und verurtheilt werden. So also ist es unsere Hirtenpflicht, allen Bedrängten zu Hilfe zu kommen und alles nachlässig oder schlecht Geschehene zu verbessern. (c. 2.) Die Zunge ist ein kleines Glied, doch von mächtiger Wirkung, gleich dem Steuerruder, welches einem großen Schiffe mitten durch Wind und Wellen die Richtung vorschreibt. (c. 3.) Streitsucht und Zank ist mit wahrer himmlischer Weisheit nicht vereinbar, sondern nur irdischer Weisheit eigen; Gerechtigkeit und wahre Weisheit erzeugt Friede: dazu I Petr. 1, 13—25; 2, 1—9 u. 4, 7—11. (c. 4.)
