2. Zweiter pseudoisidorischer Brief.
Über Rechtsstreitigkeiten und Beschwerden gegen die Priester.1
Den geliebtesten Brüdern, allen Bischöfen in den verschiedenen Gegenden (sendet seinen Gruß) Alexander, der Bischof.
Niemand, meine Brüder, zweifelt daran, daß die Guten von den Bösen stets verfolgt und bedrückt werden; deßhalb müssen wir uns demüthigen unter der mächtigen Hand Gottes, damit er uns erlöse zur Zeit der Trübsal. Den gleichwie der Löwe brüllend umhergeht und sucht, wen er S. 201 verschlinge 2 so geht auch unaufhörlich der Teufel umher und sucht, welche aus den Gläubigen er verderben könne, und vorzüglich Jene, welche er als die Eifrigeren im Dienste des Erlösers und als dessen Vertraute gefunden hat. (c. 1.) Seine Vertrauten nenne ich Diejenigen, welche nach seinem Willen ihm geweiht und zum Apostelamte berufen sind. Denn sie beten für das Volk und ‚essen die Sünden des Volkes’,3 weil sie durch ihre Gebete und Opfer dieselben tilgen und verzehren;4 und je würdiger sie sind, desto leichter werden sie in den Nöthen, für welche sie (um Hilfe) rufen, erhört.„5 (c. 2.) „Wer aber euer Amt behindert, schadet nicht Einem, sondern Vielen. Und gleichwie er Vielen schadet, so ist er auch von Vielen zu beschuldigen und von der Gemeinschaft der Guten auszuschließen. Und weil er Gottes Sache stört und den Zustand der Kirche verwirrt, deßhalb ist er auch von deren Schwelle fernzuhalten. Alle müssen auch einen Solchen meiden und darf er, bevor er Genugthuung geleistet, nicht in die Gemeinschaft wieder aufgenommen werden.“ 6 (c. 3.) „Wenn aber Einer aus euerem Collegium sich der Hülfeleistung für euch entzieht, erweist er sich dadurch mehr als Schismatiker, denn als Priester. ‚Siehe,’ sagt der Prophet7 ‚wie gut und angenehm es ist, wenn Brüder beisammen wohnen.’ Jene aber wohnen nicht beisammen, welche sich weigern, die Brüder zu trösten, oder, was schlechter ist, ihnen Nachstellungen bereiten und Schlingen legen.8 Solche Priester sind eine Geißel für das Volk, die Gott oft zur Strafe sendet. (c. 4.) Wahre Schüler Christi müssen das Kreuz auf sich nehmen und sich gegenseitig in Geduld und Liebe ertragen, den Unterdrückten S. 202 helfen, die aber, welche Uneinigkeit und Haß hervorrufen wollen, unschädlich machen. (c. 5.)
Auch: „Brief des hl. Papstes Alexander über die gleichmüthige Ertragung von Verfolgungen“ übershrieben ↩
1. Petr. 5, 6 u. 8. ↩
Os. 4, 8. ↩
8. Decret. cf. C. III. qu. 1, c. 5 (unbestimmt). ↩
Dieser Satz und der vorhergehende von „Denn sie beten“ bilden ein eigenes Decret. cf. qu. 1, c. 91 ↩
- Decret. cf. D. X. C. IV. c. 2. (cf. c. 9. conc. Tribur. a. 895)
Ps. 132 (133), 1. ↩
Gehört zum 8. Decret. ↩
