9.
Der König ergrimmte über das Gehörte und sprach zu den (Klein) königen und Vornehmen, die vor ihm saßen: „Jetzt genügt es ihm nicht, für sich selbst zu reden, sondern auch für seine Mitzauberer (spricht er). Ich werde diese freche Stimme durch bittere Todesarten verderben.„ Der selige Pûsai sprach: „Ich bin um Gottes willen zu jedem Tod bereit, bester der Männer; deshalb rede ich freimütig (παρρησία) die Wahrheit über jene Herrlichen.“ Der König sprach: „Warum verschmähtest du meine Ehre, des Todes schuldiger Bösewicht?„ Der herrliche Pûsai sprach: „Ich verschmähte deine Ehre nicht; aber auch von meinem Gott erstrebe ich Ehre aus ganzer Seele und ersehne sie aus ganzer Kraft.“ Der König sprach: „Weißt du nicht, daß jeder Christ meine Ehre verschmäht?„ Der mutige Pûsai sprach: „Ferne sei es den Christen, die Ehre des Königs zu verschmähen, wenn er sie Gott als Gott und den König als König ehren läßt. Wenn er sie aber nicht in Ehre vor Gott verharren läßt, müssen sie die zeitliche, ihnen vom König gegebene Ehre verschmähen und die Ehre vor Gott erwählen.“ Der König sprach: „Jeder Christ haßt mich.„ Der starke Pûsai sprach: „Nicht rede der gute König so; denn jeder Christ ist ein Freund des Königs.“ Der König sprach: „Wie, ist nicht jeder Christ ein Feind meiner Majestät, da er meinen Willen nicht tut und Sonne und Feuer, die Götter, nicht anbetet?„ Der in Gott feste Pûsai sprach: „In allem tun die Christen deinen Willen, wenn er mit dem Willen Gottes übereinstimmt. Widerspricht er ihm aber, so dürfen sie deinen Willen als Christen nicht tun.“ Der König sprach: „Du böse Seele, wie kann mein Wille dem göttlichen feindlich sein, da ich befehle, Sonne, Mond, Feuer und Wasser anzubeten, die Söhne des Hôrmîzd S. 67 sind?„ Der heldenmütige Pûsai sprach: „Guter König, befiehlst du mir, die Wahrheit zu reden?“ Der König sprach.-^In jedem Fall ist es Tod, was du reden willst. Sprich.„ Der Christus liebende Pûsai sprach: „Auch ich sehne mich nach dem Tod und bete, für die Wahrheit zu sterben, nicht für die Lüge zu leben. Aber gerade darin stimmt dein Wille mit dem Willen Gottes nicht überein, daß du befiehlst, den Geschöpfen die Anbetung des Schöpfers darzubringen. Denn deutlich befiehlt Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde und von allem, was in ihnen ist1: ,Ihr sollt kein Bild und kein Gleichnis anbeten, das im Himmel oben, auf der Erde unten und im Wasser unter der Erde ist.‘ Und2: ,Ihr sollt eure Augen nicht zum Himmel erheben und Sonne, Mond und Sterne ansehen, sie anbeten und ihnen dienen.‘ Wie soll man wagen, den Befehl Gottes zu übertreten? Wenn deine Majestät sagt: Sonne, Mond und Sterne sind Kinder des Hôrmîzd, so glauben wir Christen weder an den Bruder Satans noch bekennen wir den feindlichen Bruder des Teufels, wie die Magier sagen, Hôrmîzd sei der Bruder Satans3. Wenn wir den Bruder Satans nicht anbeten, wie sollen wir dann die Kinder seines Bruders bekennen?“
