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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire de Nazianze (329-390) Orationes XLV Reden (BKV)
V. Rede

10.

Von da ab jedoch ging es nun abwärts; es war, als wenn der Boden nun unter den Füßen schwand oder die Wogen über das Schiff schlugen. Ktesiphon ist nämlich eine starke Festung, welche nur schwer genommen werden kann, da sie durch Mauern aus gebrannten Ziegelsteinen, durch tiefe Gräben und durch die vom Fluß gespeisten Sümpfe geschützt ist1. Sie wird noch verstärkt durch eine andere Festung, namens Koche2, welche sowohl von Natur, wie künstlich gefestigt ist. Beide Festungen, welche nur durch den Fluß getrennt sind, erscheinen als eine einzige Stadt. Es war unmöglich, die Stadt im plötzlichen Ansturm zu nehmen oder sie durch Belagerung zu gewinnen. Auch konnte man nicht mit der Flotte vorwärts kommen; sie hätte riskiert, auf beiden Seiten von oben herab angegriffen und abgeschnitten zu werden. Daher machte er kehrt und zwar auf folgende Weise. Vom Euphrat, dem größten Flusse, ließ er einen ganz bedeutenden Teil in einem schiffbaren Kanal, der noch alte Spuren zeigen soll, ableiten, um ihn etwas oberhalb mit dem Tigris zu verbinden. So gelang es ihm, die Flotte aus dem einen Fluß in den anderen in S. 166 Sicherheit zu bringen und sich dem gefahrvollen Bereiche der Festungen zu entziehen. Persische Truppen, welche ihm nun auf seinem Marsche in die Flanke kamen, wollten ihn, trotzdem ihre Zahl immer größer wurde, doch nicht in der Front angreifen und trotz ihrer Überlegenheit nichts ohne zwingende Notwendigkeit wagen; sie schossen vielmehr von Anhöhen und aus Verstecken, wo sich gerade Gelegenheit bot, besetzten vor dem Gegner die wichtigsten Wegstellen und hinderten auf solche Weise Julian leicht am Weitermarsche. Groß war nun seine Bedrängnis. Da er sich nicht mehr auskannte, erdachte er einen bösen Ausweg.


  1. Ktesiphon war bereits genommen worden von Trajan i. J. 116, von Cassius i. J. 164, von Septimius Severus i. J. 198, von Carus i. J. 283. ↩

  2. D. i. Seleucia. ↩

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