34.
[Forts. v. S. 184 ] Nun müssen auch wir auf die göttliche Züchtigung achten. Zeigen wir uns würdig nicht dessen, was wir früher erlitten haben, sondern dessen, was wir später erhalten haben! Eine gewisse Verteidigung ist notwendig wegen des Unglückes, das uns ereilt hatte; denn nicht, weil wir Missetäter waren, sind wir den Heiden ausgeliefert worden, sondern als Kinder sollten wir erzogen werden. Vergessen wir nicht in der Ruhe den Sturm, nicht in gesunden Tagen die Krankheit, nicht die Gefangenschaft, da wir wohlbehalten nach Jerusalem zurückgekehrt sind, nicht Ägypten, weil wir es hinter uns haben! Die sittlichen Verhältnisse in der Zeit der Drangsale sollen nicht besser sein als in der Zeit der Ruhe! Sie wären es aber, wenn wir, nachdem wir uns damals demütig und züchtig gezeigt und alle Hoffnung auf den Himmel gesetzt hatten, nunmehr hochmütig und aufgeblasen wiederum in die gleichen Sünden verfielen, durch welche wir in das Unglück gestürzt worden waren. „Nicht so, nicht so, meine Kinder!“ ruft einmal der Priester Heli mahnend seinen gegen Gott sündigen Söhnen zu1. Merken wir uns: Es ist leichter, ein entschwundenes Glück von neuem zurückzurufen, als sich Gottes Segen zu erhalten, weil jenes durch Besonnenheit wiedererlangt wird, dieses aber durch Leichtsinn verlorengeht, und ein kranker Körper erholt sich bei Pflege und Diät, bricht aber trotz der Genesung bei Sorglosigkeit und Übersättigung allmählich wieder zusammen, um in die alte Krankheit zurückzufallen. Dies wollen wir uns merken, wollen einander belehren, um Herr über uns zu werden und die Zeit mäßig zu genießen.
1 Kön. 2, 24 [1 Samuel nach neuerer Zählart]. ↩
