38.
[Forts. v. S. 188 ] Ich spreche nicht weiter von den Züchtigungen, welche Gott über uns verhängt und welche, wie ich sagte, (die Bösen) im Jenseits erwarten. Erinnere dich an deine eigenen schrecklichen Lehren, woran nicht nur Dichter, sondern auch Philosophen ihre Freude haben! Ich denke an deine Pyriphlegethontes, die Kokytoi, die Acherontes1, wo Tantalus2, Tityus3, Ixion4 büßen, Euer Kaiser Julian gehört zu derselben Gesellschaft. Diesen wird er beigezählt werden, ja er wird nach meinem Dafürhalten sie noch übertreffen. Nicht wird er, bis zum Kinne im Wasser stehend, mit Durst bestraft, nicht hat er ― wie es in einer Tragödie heißt5 ― einen überragenden drohenden Felsen zu fürchten, der, sooft er hinaufgewälzt wird, immer wieder hinabrollt, nicht wird er von sausendem Rade gedreht, nicht wird ihm von Vögeln die Leber in einer Weise gefressen, daß diese nie weniger wird, sondern stets bleibt. Mögen diese Erzählungen Wahrheit oder Mythus sein, hinter der Dichtung steckt Wahrheit. Wir werden es sehen, daß er dereinst noch viel schwerer bestraft wird als die genannten Männer, wenn anders Strafe und Vergeltung sich nach der Größe der Sünden richten.
Flüsse der Unterwelt. ↩
Tantalus wurde zur Strafe von Hunger und Durst gequält, während er bis zum Kinn im Wasser stand und über ihm die herrlichsten Früchte hingen. Auch war er ständig von einem überhängenden Felsblock bedroht. ↩
Dem Tityus wurde in der Unterwelt zur Strafe von zwei Geiern die Leber gefressen. ↩
Ixion war mit Händen und Füßen an ein feuriges Rad gebunden, das rastlos gedreht wurde. ↩
Euripides, Orestes 5 ff. ↩
