13.
So verliefen die Ereignisse. Über die weiteren Geschehnisse stimmen die Berichte nicht überein. Sie lauten verschieden, mögen sie von Kriegsteilnehmern oder von Unbeteiligten stammen. Nach einigen wurde er bei einem ungestümen Ausfall, als er keinen Ausweg mehr fand, von einer Lanze niedergestreckt; er habe das Schicksal des Cyrus, des Sohnes der Parysatis, geteilt, welcher, als er gegen seinen Bruder Artaxerxes mit starker Heeresmacht auszog, im mutigen Kampfe durch Tollkühnheit des Sieges verlustig gegangen war. Andere wissen noch Worte aus seinem Munde zu berichten. Als er auf eine Anhöhe gestiegen war, um Überblick über das Heer zu gewinnen und zu sehen, wieviel der Krieg noch verschont habe, und er noch eine große Schar schaute, die stärker war, als er vermutet hatte, soll er gesagt haben: „Wie schmählich ist es, wenn ich noch alle diese Truppen ins römische Gebiet zurückbringe!“ Gerade als hätte er sie um die Errettung ihres Lebens beneidet! Über diese Worte erzürnt, stieß ein Soldat, der sich nicht mehr beherrschen konnte, dem Julian, ohne an sich selber zu denken, das Schwert in den Leib. Wie wieder andere berichten, tat dies einer der barbarischen Spaßmacher, welche im Gefolge des Heeres sind, um in der Zeit der mühevollen Strapazen zu ermuntern und S. 168 bei Trinkgelagen zu erheitern. Manche allerdings schreiben diese Ruhmestat einem Sarazenen zu1. Auf jeden Fall erhielt Julian eine tödliche, dem ganzen Erdkreis heilsame Wunde. Durch die eine Verletzung mußte er dafür büßen, daß er so oft den Eingeweiden töricht Glauben geschenkt hatte. Ich wundere mich, daß er, der in seiner Verblendung alles aus den Eingeweiden erkennen zu können glaubte, dies eine, nämlich die Verletzung seiner Eingeweide, nicht vorausgewußt hatte.
Daß Julian von einem Perser verwundet wurde, berichtet der heidnische Geschichtschreiber Eutropius, welcher Julian nach Persien begleitet hatte, in seinem „Breviarium“ der römischen Geschichte 10, 16 (Ausgabe Zell, Stuttgart 1829; Panckoucke, Paris 1843) und der heidnische Schriftsteller Sextus Rufus, welcher 368 Statthalter von Syrien wurde, in seinem „Breviarium“ 28 (Ausgabe Panckoucke, Paris 1843). Libanius beschuldigt im Epitaphios (Ausgabe Reiske I. 614), in Περὶ τῆς τιμορίας Ἰουλιανοῦ [Peri tēs timorias Ioulianou] (Reiske II. 27 ff.) und in Περὶ τῶν ἱερῶν [Peri tōn hierōn] (Reiske II. 188) die Christen der Ermordung des Kaisers. Ihm schloß sich auch Sozomenus 6, 2 an. Nach Theodoret 3, 20 und Sozomenus 6, 2 soll Julian sterbend ausgerufen haben: „Galiläer, du hast gesiegt!“ ↩
