13.
[Forts. v. S. 283 ] Wer wird nicht erschüttert bei den Klagetönen ihrer Trauerchöre? Wer kann solches mit anhören, solches mit ansehen? Dort liegen die einen, durch die Krankheit schmachvoll vereinigt, beisammen, und jeder erzählt, um Mitleid zu finden, von seinem Elend etwas anderes. Gegenseitig erschweren sie sich noch ihr Schicksal; sind sie bedauernswert wegen ihres Leidens, so sind sie es noch mehr wegen ihres Mitleidens. Eine bunte Menge umsteht sie gaffend, um mit ihnen zu klagen ― auf einige Zeit. Dort schleppen sich andere zu den Füßen der Menschen trotz Sonne und Staub, manchmal auch trotz heftiger Kälte und Regengüsse und stürmischer Winde; nur unserem Ekel von ihnen verdanken sie es, wenn sie von unseren Füßen nicht getreten werden. Auf unsere heiligen Gesänge in der Kirche respondieren sie mit schmerzlichen Bitten, und auf unsere geistlichen Lieder ist ihre Antwort: ergreifendes Wehgeschrei. Wozu soll ich euch, die ihr in festlicher Stimmung gekommen seid, all ihr Elend schildern? Vielleicht würde ich euch zu Tränen rühren, wenn ich über all ihre Not genau berichten würde, und der Schmerz würde die Festfreude verderben. Ich weiß ja, daß ich euch noch nicht dazu überreden könnte, gelegentliche Leiden höher als Freuden, Traurigkeit höher als Festesstimmung, lobenswerte Tränen höher als unschönes Lachen einzuschätzen.
