16.
[Forts. v. S. 285 ] Sollen wir, während diese unter freiem Himmel dahinsiechen, in glänzendsten, mit verschiedenen Steinen geschmückten Häusern wohnen, welche in Gold und Silber, in Mosaik und bunten Gemälden leuchten und die Augen durch den Reiz täuschen? Sollen wir solche Häuser bewohnen? Sollen wir sie bauen? Doch für wen? Wir bauen sie vielleicht gar nicht für unsere Erben, sondern für Fremde und Ausländer, welche uns wohl nicht einmal lieben, sondern, was das schlimmste ist, uns mit all ihrem Hasse und Neide verfolgen. Während die Aussätzigen in abgenutzten, zerrissenen Lumpen frieren und vielleicht selbst daran Mangel leiden, sollen wir in weichen, wallenden Kleidern und in luftigen Geweben aus Leinen und Seide schwelgen, von welchen die einen nicht so sehr ein Schmuck als vielmehr eine Schande sind, als was ich alles Überflüssige und Unnütze bezeichne, und von welchen die anderen in Kästen aufbewahrt werden, um uns unnütze, zwecklose Sorgen zu machen und von Motten und der alles tilgenden Zeit verschlungen zu werden? Selbst die notwendige Nahrung fehlt jenen. Hier Schwelgerei, dort Elend! Vor unseren Türen liegen sie, erschöpft und hungrig. Ihr Körper hat nicht die Kraft, zu betteln. Es mangelt ihnen die Stimme, um zu klagen. Es fehlen ihnen die Hände, um zu flehen, die Füße, um da hinzugehen, wo man etwas hat, die Kraft der Lunge, um ihre Klagelieder ertönen zu lassen. Das schwerste Unglück nehmen sie am leichtesten: für ihre Blindheit sind sie dankbar, weil sie ihnen ihr Elend verhüllt.
